Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide, Montag, 17.03.2025

Publizist und Menschen-Kenner

GRATULATION Prof. Dr. Hans-Helmut Decker-Voigt feiert 80. Geburtstag

Allenbostel - Seine Werke fül­len Regale, seine Kolumnen, die er für die AZ verfasst, Akten­ordner. Hans-Helmut Decker- Voigt scheint nicht müde zu werden, wenn er schreiben darf. Er verfasst Texte bis in die Nachtstunden hinein. In sei­nem Leben hat er als Wissen­schaftler die Welt bereist, dabei sah es als Kind nicht danach aus, dass er das einmal können wird. Der Musiktherapeut und Literat aus Allenbostel feiert an diesem Montag nun seinen 80. Geburtstag.

Wer ihn in Allenbostel be­sucht, seine Studier-Stube gezeigt bekommt, die Bücherregale näher betrachtet, der merkt: In seiner Brust schlagen zwei Herzen. Wissenschaftli­che Abhandlungen, abgefasst vom Professor für Musikthera­pie und übersetzt in viele Spra­chen dieser Erde, sind zu entde­cken. Darunter ins Russische und Japanische. Es findet sich zugleich auch Literarisches. Decker-Voigt sagte einmal: „Wissenschaft und Literatur, beides liebe ich“. Wenn es aber um Leidenschaft gehe, so emp­finde er diese für die Literatur.

Mehr in diesen Bereich fällt auch sein Engagement für die Allgemeine Zeitung. Seit fast 45 Jahren verfasst Hans-Helmut Decker-Voigt seine Kolumne für die AZ. 14-tägig, jeweils dienstags, sind seine „Gedan­ken zu heute“ auf dieser Seite zu lesen. Vergleichbares dürfte in der Zeitungslandschaft schwerlich noch zu finden sein.

Als Kolumnist spricht er die großen Themen an, präsentiert sie eingepackt in winzigen Sze­nen. Jede Folge ist für sich ge­nommen ein kleines Kunst­werk, zusammen genommen erzählen sie Geschichte. Der Kolumnist erinnert sich: Mauerfall in Deutschland. Eine Fahrt mit dem Auto in Rich­tung Hamburg und soweit das Auge reicht, sind Trabis auf der Straße zu sehen. Herunterge­lassene Fenster, Feststimmung.

„Die Menschen brüllten vor Freude. Wir auch. Am Lenkrad habe ich Tränen vergossen.“

Die Vorsitzende des Ver­bands Deutscher Schriftsteller, Lena Falkenhagen, attestierte ihm einmal ein großes Gefühl für Sprache, mit dem er schreibe.

Er scheut auch kein Thema, die aktuelle Weltlage, so zeigt sich in Kolumnen, ist für ihn ein Füllhorn an Themen.

Er mag an Lebensjahren ge­wonnen haben, eines blieb un­verändert. Auf den Mann ist Verlass: Die Kolumnen kom­men stets pünktlich, liegt ihm etwas besonders am Herzen, so schreibt er auch außer der Rei­he. Als 2019 gar ein Feuer in sei­ner Wohnung wütet, bei dem er verletzt wird, erreichen wei­tere Folgen seiner Kolumne die Redaktion. Eine habe er immer in der Reserve, sagt Decker- Voigt. Die folgenden diktiert er vom Krankenbett aus seiner Frau Christine, bevor er wieder selbst tippen kann.

Hans-Helmut Decker-Voigt lässt sich nicht von den Kran­kenbetten dieser Welt beein­drucken. Er bringt viele Jahre in solchen zu. Als Kind leidet er an Kinderlähmung, später an Tuberkulose. In Krankenhäu­sern und Sanatorien bekommt er Geschichten vorgelesen, mit ihm wird gesungen und musi­ziert. Das ist wegweisend.

Er macht zunächst eine Aus­bildung in einem Musikverlag, weil man in der Familie will, dass er etwas Vernünftiges lernt. Hans-Helmut Decker- Voigt studiert später Musik und Psychologie. Er ist einer der Mitbegründer des Instituts für Musiktherapie der Hochschule für Musik und Theater Ham­burg, und dessen Direktor von 1990 bis 2010. Seine Frau Christi­ne heiratet er, als diese im drit­ten Semester ihres Lehramts­studiums ist. Es ist eine Ehe fürs Leben.

Als Wissenschaftler ist er viel unterwegs in seinem Leben, und längst war es in früheren Jahren nicht so einfach wie heute, über Grenzen zu kom­munizieren. In Zeiten des Inter­nets können Inhalte mühelos per Mail verschickt werden, wenngleich er selbst auch leid­volle Erfahrungen mit dem Medienwandel macht, die er auch in einem Buch thematisiert.

Früher war er im Ausland mit einer Reiseschreibmaschi­ne anzutreffen, Niederschrif­ten wurde via Fax verschickt. Er sei in Hotels gegangen, habe seine Situation geschildert und nach einem Faxgerät gefragt. In Japan habe er einen Getrei­degroßhändler um Übersen­dungshilfe gebeten, in Däne­mark die Polizei. „So lernt man Menschen kennen“ schildert Decker-Voigt einmal.

Überhaupt Menschen, auf sie geht er zu, ist wissbegierig. Die Allgemeine Zeitung wird 1980 auf ihn aufmerksam, als De­cker-Voigts Geschichten aus Klein Süstedt erschienen sind. Seine Werke bestechen bis heu­te durch einen sehr genauen Blick auf die Menschen und Si­tuationen.

Es ist der AZ, aber vor allem ihm zu wünschen, dass er gesund bleibt, sich die Liebe zum Schreiben bewahrt. Herzlichen Glückwunsch zum Achtzigs­ten!

Verlag und Redaktion der Allgemeinen Zeitung