Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide, 22. Januar 2007
Hektischer Trommelwirbel
Ungewöhnliches beim Neujahrsempfang der MIT
oha Bad Bevensen. "Bitte trommeln sie doch mal den Rhythmus ihres Arbeitstags. Ja, sie haben richtig gehört, ihres Arbeitstages." Als Prof. Dr. Hans-Helmut Decker-Voigt einst einem Politiker diese Aufgabe stellte, bekam der Direktor des Instituts für Musiktherapie der Hochschule für Musik und Theater Hamburg einen dreiminütigen, hektischen und lauten Trommelwirbel zu hören. "Und es wäre noch weiter gegangen, hätte ich nicht unterbrochen", erklärt Decker-Voigt seinen erstaunten Zuhörern am Sonnabend.
Die Zuhörer waren in diesem Falle die Mitglieder der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT), Kreisverband Uelzen. Und so mancher von ihnen hatte sich zu Beginn des Vortrags mit Sicherheit gefragt, wieso Vereinsvorsitzender Christian Teppe genau diesen Referenten eingeladen hatte und was ein Musik- und Psychotherapeut eigentlich mit der Wirtschaft zu tun hat.
Über die Gesundheitsreform und die dazugehörigen Pläne der Europäischen Union spannte Decker-Voigt den Bogen zu den Künsten und ihrer Rolle in der Medizin. Anhand kleiner Beispiele machte der AZ-Kolumnist die Auswirkungen von Musik auf den Hörenden deutlich. Angefangen vom rhythmischen Fußwippen bis hin zum Herzrasen. Dass Kunst und Musik dementsprechend auch gesundheitsfördernd eingesetzt werden können ist eigentlich nichts Neues, doch erst seit Kurzem finden sie Einzug in das deutsche Gesundheitssystem.Nebst der körperlichen Gesundheit zählt nun auch die Gesundheit des Geistes - und ein gesunder Geist braucht Momente des Stressabbaus bzw. muss ein Gegengewicht zum körperlichen Stress im hektischen Alltag bilden. An dieser Stelle kommt wieder der trommelnde Politiker ins Spiel, und mit ihm auch das für die Wirtschaftsvertreter Interessante: Führungskräfte müssen mit immer mehr Unberechenbarkeit in ihrem beruflichen Leben umgehen können, und genau diese Fähigkeit muss erlernt werden. Bei Seminaren zu diesem Thema kommen oft Musik oder Malerei zum Einsatz - nicht, um neue Sinfonien zu komponieren oder neue Meisterwerke zu malen, sondern, um durch die Konfrontation mit etwas unbekanntem zu lernen.
An diesem Punkt setzte später auch die Diskussion unter MIT-Mitgliedern sowie den geladenen Gästen an, denn die Männer und Frauen aus Wirtschaft und Politik konnten aus dem Vortrag viele Anregungen mitnehmen. Und wer weiß, vielleicht werden demnächst einige von ihnen den Arbeitstag auf einer Trommel Revue passieren lassen.