Kommt sie – oder nicht?

„Schreiben Sie bloß nicht über uns – dann kriegen wir noch mehr Druck von oben…“
Dies ist ein Klagelied für eine Gruppe hart arbeitender Menschen, bei denen sich manche von uns Kunden beklagen, denn man wisse nie mehr, wann sie kommt. Wenn sie überhaupt kommt. Die Post.
War es aus diesem Diersdorf, aus dem sich Bürger in der Zeitung entrüstet meldeten, dass sie über eine Woche nichts im Kasten hatten? Dann aber Rechnung und Mahnung gleichzeitig? Oder war es hier, in meiner Gemeinde? Oder mehr im Süden, im Norden, wo die Austrägerinnen und Austräger eben das nicht ausreichend taten: austragen?
Die Wochenzeitung DIE ZEIT titelte ähnlich wie diese Kolumne und bezog ihre Schelte auf die Deutsche Bahn. Kommt der Zug – oder nicht? Jede Kritik an den Lokführern der Bahn, am Bahnpersonal, bei den Fahrkartenschaltern wäre aber ebenso irre -  ein Irrtum. Wie der, wenn wir unsere Austräger kritisierten

Die „Ach-ja-das-waren-noch-Zeiten“ sind vorbei: Die Zeiten der Postbotinnen wie Frau Adamczyk in Hanstedt oder früher Frau Röling und noch früher Frau Günnel in Hösseringen und noch früher Frau Raabe in Holdenstedt, die ihre bepackten privaten Fahrräder zu jedem Haus bei Wind und Wetter schoben und durch manchen kleinen Plausch manche Sozialarbeit ersparen halfen… 

Die heutigen Austräger haben nicht Wind und Wetter im Nacken, sondern ihre Vorgesetzten. Was ich höre: Da lagen um das Fest und danach  in einem Verteilungs-Zentrum seit 3 (drei) Wochen Postberge fest, weil es nicht genügend Personal gab bzw. krankgewordenes Personal. Noch gesunde Post-Heroen hetzten in einem vorgegebenen Zeitraum vorgegebene Auslieferungszahlen von Paketen und Post ab.
Weihnachtsfeier? Betriebsfeier? Nichts. „Aber schreiben Sie nicht über uns, sonst…“
Es ist woanders anders: Gleich in den Verteilungszentren nebenan tragen sie ganz normal und regelmäßig aus. Auch auf dem Dorf. In der Heide ebenso wie in der Provinz MeckPomms.
Bei uns liegt seit Neujahr ein Umschlag mit einer Karte:  „Für unsere Austräger“ – mit Dank für 2018 und ein Schein. Wir können ihn nicht aushändigen, weil wir unsere Post gar nicht sehen. Oder nur von hinten sehen. Oder auf wegrollenden Reifen. Zeitdruck, Kontrolle…
Hallo, Postmanager – kennen Sie „Hermes“? Neben anderen Nebenjobs war er der Postbote der Götter gewesen und man sah ihn selbst als wichtigen Gott. Eine gute Mischung zwischen der Sicht auf Boten damals und heute wäre angenehm für alle. Oder man belegt eine Weiterbildung mit Training der „soft skills“…

Unsere Austräger tragen derzeit ganz anderes aus als meine Post. Sie tragen aus, was „oben“ versäumt wird. Und „Oben“ ist sehr oft nebenan.

22. Januar 2019
Wie gefällt Ihnen diese Kolumne?
Vielen Dank für die Bewertung dieses Beitrags.