Vor Schrecken, Angst und Feuersnot
Früher kam man beim 80. sicher in die Zeitung. Dann gab es dank Geriatrika viel zu viele fitte 80jährige. Deshalb: Erst mit 90 reichte es zum Interview. Inzwischen auch das nicht mehr. Man/frau muss hundert werden…
In Allenbostel wurde sie jetzt 120. Die Feuerwehr. Etliche andere sind es längst. Manche noch viel älter. Aber für ein kleines Dorf ist das schon enorm, dass es vor Feuer, Wasser und anderen Lebensbedrohungen so lange schon institutional geschützt ist.
„Vor Schrecken, Angst und Feuersnot, behüte uns, o lieber Gott.“ (EKG Nr. 467, Hinunter ist der Sonnenschein…). Vertrauen darauf ist gut, aber Eigenaktivitätsnachweise gehören pflichtgemäß und klugerweise dazu.
Wir brauchten sie auch dringend. Unsere Feuerwehr. Wegen meiner romantischen Liebe zu Kerzenlichtschein, während ich schrieb. Das tat ich 2019 und schaute aufs Laptop, statt zur allerletzten Kerze am Weihnachtsbaum. Die setzte dann das untere Hausgeschoss in Brand.
Wie elementar wichtig Feuerwehr ist, lässt sich auch unserer Sprache abhören. Als „schnell wie die Feuerwehr“ wurde die NSU Quickly bezeichnet. Mein Traummoped (50 ccm). Großmutter gab 200 Mark dazu und ich kaufte noch häufiger für sie ein. Per Moped.
Später las ich von der GSG 9, sie sei unserer aller Feuerwehr gegen Terrorismus. Noch später galt die Nato als Feuerwehr des Westens.
Apropos Nato und Nato-Doppelbeschluss: Als ich den an dieser Stelle erwähnte (13.5.) hat offenbar nur eine einzige aufmerksame Leserin mich gelesen. Und sonst keiner. Denn in der Kolumne waren mein Denken und die Schreibfinger fehlgeschaltet: Helmut Schmidt war natürlich für diese Feuerwehrgründung und die fand schon 1979 statt, nicht erst 1983. Das Jahr 1983 stand dennoch im denkwürdigen Zusammenhang mit dem Nato-Doppelbeschluss. Denn da wurden die amerikanischen Mittelstrecken auf deutschem Boden stationiert. Als (umstrittene) Feuerwehr für den Weltfrieden.
Und heute? Heute feiern wir das 120. Lebensjahr unserer Feuerwehr hier im Dorf. Und wünschen uns, dass die politischen Feuerwehren in den Hirnen der Mächtigsten dieser Welt funktionieren. Mögen sie gute Supervisionsberatungen haben (hoffentlich darunter Frauen!).
In der alten Micky Maus-Familie gibt’s solchen Donald Trump auch schon. Onkel Dagobert. Nur dass Ersterer nicht das Hirn des Zweiteren hat. Leider nicht so steuerbar ist wie Franz Gans. Schon gar nicht zeigt sich heutzutage ein Problemlöser wie Daniel Düsentrieb.
In den kleinen Systemen wie unseren dörflichen Feuerwehren haben wir alle Typen vorrätig. Übrigens hat unsere trotz ihres Alters geheiratet. Die Feuerwehr von Hanstedt. Bis jetzt geht’s gut.
24. Juni 2025