Von Ostern und anderen Theatern

Das große Ostertheater mit Hasen und deren Babys, die sich zu Ostern in bemalte Eier verwandeln, ist vorbei.

Unsere Medien berichteten vor Ostern ganz Verschiedenes, was aber zusammengehört: Auf den „grünen Seiten“ erfuhren wir von der aktuell übergroßen Vermehrungslust der Hasen (Populationsverdichtung). Fast daneben auf Seiten wie „Aktuelles“ oder „Aus der Gesellschaft“ die Meldung samt Statistik vom Geburtenrückgang. Bei uns Menschen.

Schließlich die Meldung vom Management einer Schokoladenei-Produktion von einer Panne: Es gab einen derart großen Überschuss von Schokoladen-Eiern, dass ein Teil verschenkt wurde.

Eine komplexe Gemengelage vorösterlicher News.

Im Ostertheater ist das schlicht logisch: Je mehr Hasen zu Ostern rammeln, desto mehr Schokoladeneier.

Im realen Lebenstheater der Tiere geht es anders zu. Bei übergroßer Vermehrung verlassen manche Tiermütter ihre Jungen statt sie zu bemuttern. Manche fressen ihre Jungen an. Oder gleich auf. Mangelernährung.

Auf dem Theater von uns Menschen (die Bühne als Spiegel der Welt und die Welt als Bühne) geht es in Gesellschaften mit wachsender Mangelernährung - zunächst – etwas weniger dramatisch zu. Wilhelm Busch zeichnete den Hunger des Menschen im belagerten Paris von 1870. Nach den letzten Speiseresten, die der Mensch verzehrte, mussten daran glauben z.B. der Hund, die Stubenkatze, schließlich der Kanarienvogel. Alle wurden noch mit Messer und Gabel verspeist.

Die „richtigen“ Theater, angefangen von Reinhard Schamuhns frühem, also uraltem Kellertheaterchen (heute Neues Schauspielhaus) über das Theater an der Ilmenau bis zu denen an der Spree, der Elbe, der Themse und der australischen Pazifik-Küste haben und hatten viele Funktionen.

Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler (in „Marx, Wagner, Nietzsche“) lässt nach Karl Marx den Musikdramatiker Richard Wagner zu seinen Wörtern kommen: Theater dienen einerseits der Zerstreuung und Unterhaltung einer „gelangweilten, genusssüchtigen Bevölkerung“. Andererseits der Gewinnabsicht zwecks Kostendeckung für Dichter, Musiker (für Richard Wagner auch).

Manche damalige deutsche Länderregierungen wollten Theater, also Kultur-Kosten sparen, beeilten sich aber bald, solch Ansinnen zurückzupfeifen. Denn im Theater fanden gestaute Aggressionen von uns Menschen einen Kanal, eine Abfuhrmöglichkeit. Wo sie verboten wurden, gehrte es. Revolutiönchen wie Revolutionen bahnten sich an. Viele dann sehr Not-wendende.

Auch heute haben wir sie in uns: Sehnsucht nach mehr Sicherheit und Überblick – wie nach vorne auf einen Bühnenraum. Die einen. Die anderen sehnen sich auch. Aber nach Unruhe und Chaos, aus dem Neues entsteht.

Zurück zu den Osterhasen. Und ihren Jungen, den Eiern. Denen aus Schokolade. In Maßen (so „die Wissenschaft“) sei sie Nervennahrung.

3. April 2024