Erkenntnisse zum Neuen Jahr
Die Videoüberwachung in Bunges Hofladen in Altenebstorf hat es einen Tag vor Heiligabend gespeichert: Ich habe gestohlen. Juristisch genauer: Ich habe Ware entwendet. Ohne Bezahlung. Sechs Eier sollte ich mitbringen, zahlte die und freute mich über einen neuen stabileren grünen Eiertransportkarton. Gleich neben den Eiern.
Christine war es, die zuhause feststellte, dass der chice Eierträger mehr als die Eier kostete.
Ich hechtete zum Telefon und stellte mich. Erst der Seniorin, dann der Chefin und beide versuchten mich zu beruhigen. Meine Beichte war schneller als die Aufdeckung der Entwendung.
Was ich aus dieser Szene für das neue Jahr lernte:
Mehr bewusster fokussieren. D.h. „in den Blick nehmen“, in den Mittelpunkt stellen, was ich gerade mache. Natürlich fressen die großen „K`s“ (Kriege, Klima, Kosten, Krebs u.a.) meine Wahrnehmungs-Energie. Aber ob Kriege oder Eierbehälter oder Manuskriptthemen – „Splitting“ geht zu Lasten von etwas. Manchmal von allem.
Weiter: Es lohnt sich, sofort zu beichten. Es folgt der Trost auf dem Fuß, mit dem wir zur „Beichte“ eilen.
Das Gegenteil vom Eingeständnis eines Fehlers durch Zerstreuung, das Gegenteil von nicht beabsichtigter Kränkung u.ä. wäre das „sich dünn machen“. Im älteren Latein bedeutet das „attenuo“ auch (ver)schwinden, schwach werden, herunterkommen. Nicht zu verwechseln mit „attentus“, was sparsam heißt. Geizig werden. Obwohl - aus solcherlei Gründen klaut man dann auch (etwas). Ich jedenfalls vor sehr vielen Jahren (ca. 70) und das war weniger als ein Eierbehälter erster Preisklasse.
Weiter: Auf den 4 Kilometern Rückfahrt nachhause begann das Klappern hinten am Auspuff und unsere Autowerkstatt hatte keinen Termin frei. Krankheitsausfälle, rappelvolle Terminvorvergabe an noch bedürftigere Kunden. Gleich danach der Postbote mit dem Brief unserer Versicherung, in dem sie bedauerte, nicht mehr versichern zu können. Genauer: Wasserschäden. Wir hätten jetzt zu viel davon gemeldet.
Die Lehre daraus zielt auf das Häufungsphänomen. Kennen wir ja. Die Kassiererin staunt regelmäßig: Zwischen 9 und 11, 30 nur zwei Kunden. Jetzt zu mittag sind es Schlangen an ihrer Kasse.
Was sagte Luise, die alte Zeitungsfrau in Holdenstedt in ihren vielen Unterröcken, die sie auch im Sommer trug, als ich sie für die „Geschichten aus Kl. Süstedt“ interviewte?
„Wenn`s dicke kommt – warm anziehen und Augen auf!“
Eben drum lerne ich auch aus Kleinigkeiten wie Entwendungen von Eierpackungen für die großen Zusammenhänge. Und umgekehrt. Solcherlei und stabile Packungen für unsere Empfindungswelten wünsch ich für den Säugling 2024 denjenigen, die bis hierher lasen!
02. Januar 2024