Menschen 2019 – und überhaupt

Ich finde sie einfach wunderbar, die jährliche Aktion „Mensch 2….“. Derzeit die 2019. Diese gute Aktion motiviert zum Gutsein (nicht zu verwechseln mit dem Gutmenschen, der eher verwirrt als hilft). „Aktion Mensch“  würdigt  die Hilfsbereitschaft im Ehrenamt, wo diese bereits ist und wirkt. Und die Aktion regt an, so zu werden, wenn man/frau es noch nicht sein sollte: Hilfsbereit. Ohne die Hand aufzuhalten.
Was aber ist mit denen, die uns nicht im Ehrenamt der Gesellschaft hilfreich begegnen, sondern im bezahlten Hauptamt - aber darüber weit, weit hinaus?
Ich kenne Lehrer und Lehrerinnen, die mit Schülern, Eltern außerhalb des Vorgeschriebenen (Unterricht, Elternabende usw.) ungezählte Stunden reden, tun, machen. Ungezählt sind sie, aber geschätzt sind es manchmal soviel Stunden, wie sie an Unterrichtsstunden haben.
Oder Wirte, Wirtinnen hinter dem Tresen. Meine Güte! In amerikanischen Sozialarbeiterkreisen gelten sie als die oft erfolgreicheren Sozialarbeiter – vorausgesetzt, sie haben dies gewisse Etwas, was die Psychologie „aktives Zuhören“ nennt. Über Servieren und Ausschank hinaus sind es ebenfalls ungezählte Stunden, in denen Ehekrisen sich entspannen, Mordplanungen fallengelassen und Suizide abgewandt werde. Nicht im Suff. Nachhaltig. Das Kneipensterben bei uns auf den Dörfern ist im Blick auf die sterbende Kommunikation in der Gemeinschaft forschungsmäßig noch gar nicht angegangen. Aber die Ahnung vom Ergebnis davon ist trübe.

Auch wenn es riskant ist, es in einer Provinzzeitung zu erwähnen: Romane (Biographien über Toulouse-Lautrec und Co.) und einzelne „geoutete Schicksale“ zeigen, dass auch das horizontale Gewerbe oft genug Kunden wieder in zur „seelischen Vertikale“ verhilft.
Oder Polizisten, PolizistInnen, Krankenschwestern und -pfleger. Oder Physiotherapeuten und Physiotherapeutinnen…
Wenn die Menschen in diesen Berufen welche sind, die im Bewusstsein der Ethik für Berufe handeln, die beruflich mit Menschen zu tun haben – dann geht deren freiwillige „humanitäre Leistung“ manchmal weit über das hinaus, was unsereins in seinen offiziellen und ganz gut bezahlten Berufen macht. Mindestens machen sollte. Wir können diese menscheninteressierten Menschen, die wir kennen, mitdenken, wenn wir „den“ Menschen 2019 wählen und die, die dazu nominiert wurden. Allesamt sind sie wohl Kerzen, die an zwei Enden brennen.

Ich erzählte von der Aktion im tiefsten bzw. hohen Bayern, wohin auch der „Allgäuer Bote“ reicht, von denen einer zuhörte. Und „Aktion Mensch“ nun nachmachen möchte.

28. Januar 2020

 

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