Von Landwirtschaft und Klaviertransport
Mindestens zwei Themen beinhaltet diese Kolumne: 1) Was die Landwirtschaft und vereinzelte Landschaftsgärtner für Nebentätigkeiten ausbauen könnten. 2) Was dieselben mit dem Kirchenlied „Nun singet und seid froh“ (in dulci jubilo) zu tun haben. Also mit christlicher Spiritualität.
Doch der Reihe nach: Die Gedächtnisleistung in der Familie ist derart, dass sich keiner mehr erinnert, wie das Klavier (Steinway) oben in den Alten Speicher gelangte. Eher durch ein Nadelöhr als aus dieser Tür, über diese Treppe wäre dies Kamel durchgegangen.
Der Klavierstimmer Herr Algeier hatte ein Zentimetermaß dabei und eine Lösungsidee: Es gibt doch in Ihrem Dorf Traktoren? Könnte man das Klavier nicht aus dem ersten Stock…? Durchs Fenster…? Palettenvorbau? Durch die Luft? Dann runter und rum?
Eine Lösungsidee ist das eine. Das andere die Realisierungsfrage. Ich fragte Henrik Schulte und Hartmut Schulz. Letzterer fragte seine Brüder Martin und Christian und im Dunkeln rollten sie an. Im Dunkeln nicht etwa, weil es was zu verbergen galt (nicht angemeldete Nebentätigkeit, ganz offensichtlich berufsfremd). Nein, das Quartett wollte diese neue Herausforderung annehmen. Zweifel gab es nur bei mir, dem Klavierspieler.
Ohne „3,2,1“, ohne „Hauruck“ oder „Jetzt“ hoben drei Mannen das schwere Instrument (nicht umsonst führt es „Stein“ im vorderen Namensteil). Ein toll eingespieltes Team von Obelixen. Der vierte beschwerte sich, dass es nichts mehr zu tragen gebe. Dafür dominierte er den Traktor.
Nur 45 Minuten – und das Instrument stand unten, vorbei laviert an 40 Metern Büchern.
Ich bot den Herren an, sie zu vermitteln: Klavier- und Flügeltransporte, im Hellen wie im Dunkeln, unter erschwerten Bedingungen also. Leicht kann jeder. Aber sie winkten (noch) ab: Jetzt käme Landwirtschaft, Windwirtschaft, Landschaftsgärtnerei.
Geld? Aber nein. Ein guter Herrenabend reicht.
Zweites Thema Musik: Traktor hängt mit dem lateinischen „trahere“ zusammen (= ziehen). Und da ist der Zusammenhang mit dem Kirchenlied „Nun singet und seid froh“. Eine Strophe der teil-lateinisierten Fassung hört auf mit „TRAHE me post te…“ („Ziehe mich zu dir…“). Gemeint ist das Christuskind.
Vielleicht spiele ich beim Herrenabend für die vier Obelixe jenes Kirchenlied für sie.
Besser verdaulich vielleicht verpopt. Denn Vieles im heutigen Weihnachtsrummel ist schwer verdaulich. Geopolitisch wie theologisch. Deshalb der Wunsch „Trahe me post te“: Zieh mich zu dir. Raus.
Die Marke des Traktors, der zieht, schiebt, Klaviere fliegen lässt, darf ich nicht nennen. Unlauterer Wettbewerb.
5. Dezember 2023