Vom Hl. Geist im Straßenverkehr

Es spricht für den ADAC bzw. dessen Mitgliederzeitschrift, dass sie kürzlich eine Kurzmeldung über einen Pfarrer bringt. Pfarrer Harrison im englischen Buckinghamshire.

Pfarrer sind gefundenes Fressen für Kolumnisten in der Zeit zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. Zeiten also, die aufgrund der Konkurrenz von Vater -  und Männertagen und längeren Kurzurlauben heutzutage weniger Gottesdienstbesucher in die Kirchen spülen als ohnehin schon. Zumal bei himmlischem Wetter.

Pfarrer Harrison hat bestimmt mehr Besucher, seit er mit seinen segnenden Gebärden durch die Presse wanderte. Mit Foto. Schwarz/weiß.

Er regelt nämlich nicht nur den moralischen Verkehr in seiner Gemeinde. Er regelt wirklich und wahrhaftig – einen wahren Hl. Geist darf man bei Geistlichen voraussetzen - den Straßenverkehr vor der Kirche.

Das Foto zeigt Pfarrer Harrison, wie er im Talar samt Bäffchen mitten auf einer vielbefahrenen Straße steht. Dort weist er mit weit ausholenden Armbewegungen (viel ausholendere als bei jeder segnenden Gebärde innerhalb der Kirche) die PKW, SUVs, LKW, Radfahrer, Fußgänger, Kinder und Rollatorlenker in die richtigen Wege ein. Gerecht die Richtungen wechselnd.

Sein Ziel ist schon das gleiche wie bei der Verkündigung und Seelsorge innerhalb der Kirche. Also Wegweisung zur Vermeidung geistiger und seelischer Crashs jeder Art.

Daran denkt er aber gar nicht, wenn er nach dem Gottesdienst den Job eines Verkehrspolizisten alter Schule ausübt. So wie früher auf den Verkehrsinseln vor dem Alten Rathaus in Uelzen oder auf dem Thaer-Platz vor der Union in Celle.

Pfarrer Harrison ist nicht etwa gefährdet, jedenfalls nicht psychisch oder geistig krank. Keinerlei psychopathologischer Befund. Höchstens körperlich ist er gefährdet. Wegen der besonders verkehrsreichen Stelle, an der der Pfarrer Dienst nach seinem Dienst tut.

Seine Kirche (mit einladendem Parkplatz) liegt direkt an einer extrem befahrenen Straße. Auch an einer solchen kann man nicht an allen Gefahrenstellen Ampeln bauen. Die motorisierten Gottesdienstbesucher hätten kaum eine Chance, wieder auf die Straße zurückzukommen – ohne die verkehrspolizeilich korrekte Gebärdensprache ihres Pfarrers.

Hiesige Pfarrerinnen und Pfarrer können nicht auf solchen Zulauf wie er rechnen. Gerade nicht zu Himmelfahrt hinter und Pfingsten vor uns.

Weil vor unseren Kirchen der Straßenverkehr geregelt ist. Und wenn er das nicht wäre – dann würden sich unsere Pastorinnen und Pastoren strafbar machen. Von wegen Eingriffs in den Straßenverkehr…

23. Mai 2023