„Singen lassen“

Beim Kutschefahren merkte meine Schwiegermutter an – Gott hab sie selig -, dass ich als Kutscher nur fahren ließe, statt mich selbst anzustrengen. Das arme Pferd.

Solch Gedanke lässt sich auf vieles Tun des Menschen übertragen. Es gibt z.B. Menschen, die singen nie und welche, die tun dies dauernd. Und welche, die andere singen lassen…

Dazu gehört Atem (griech. pneuma).  Eben diesen hat Eckart Bücken. Einen langen Atem. Einer, der ihn genau heute schon 80 Jahre lang leben lässt. Bücken lebt im Landkreis, in unserem Dorf, uns direkt gegenüber – und ist ein bekannter Dichter neuer Kirchenlieder. Das Bekannteste: „Gott gab mir Atem“ in der Vertonung von Fritz Baltruweit (EKG 432).

Seine Lieder schafften es auch „rüber“: in das katholische Gesangbuch „Gotteslob“ und etliche andere Sammlungen.

Kennengelernt habe ich ihn so: In einer meiner ersten Studentengruppen an der Ev. Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe für Sozialwesen in Düsseldorf belegte ein langer Student mit wilder schwarzer Mähne das Fach Musik im Sozialwesen. Prototyp des „68ers“. Einer von 400. Er sang sehr gut und gerne zu Gitarre, improvisierte an Perkussionsinstrumenten mit.

Am Ende des Semesters schenkte er mir eine neue 17-cm- Schallplatte. Solche Geschenke waren mir vertraut – nur, dass die Lieder auf dieser Schallplatte eben von diesem Studenten stammten. Und in einem etablierten Verlag erschienen waren.

Viele Tausende von Kirchentagsbesuchern sangen vom Atem Bückens bzw. Gottes. Der frühere Bundespräsident Christian Wulff lud zu einem Fernsehgottesdienst ein und sang Bücken ebenso wie die Kirchenbesucher. In seiner eigenen Kirchengemeinde Hanstedt I singt er selbst mit.

„Ich bin kein Komponist – ich bin Liedermacher“, betont Eckart Bücken damals, der öfter mit „Eck-Art“ unterschreibt. Ein Zeichen für sein damals und lange geübtes sozialkritisches Ecken und Anecken.     

Später machten wir zusammen eine LP mit Texten zur Sozialkritik von mir und Eckart Bücken vertonte. Also doch manchmal das Komponieren.  

Bücken erhielt Preise, Ehrenämter, gründet einen Gospelchor, publiziert zu allen Themen, die mit „sozial…“ beginnen. Letzteres auch mit seiner Frau Maya Hasenbeck-Bücken. Die ist von Beruf – ja, es gibt noch Hoffnung für die Kirchen! – Zauberin. Daneben predigt der Diakon Bücken, berät, schreibt weiter.

Bis heute dichtet er – ob hier oder in seiner zweiten Heimat Jerusalem, wo er fast jährlich in einem Kirchencafe` ehrenamtlich bedient. Vertont werden seine Texte von anderen. Und so lässt er weiter singen.

Inzwischen wird an einem neuen Gesangbuch gearbeitet. Hoffentlich mit Bückens „Atem“ darin.

7. März 2023