Entnahme von Problemwesen
Ich kenne einen Journalisten und der kennt einen Bundestagsabgeordneten. Er kennt ihn sogar gut genug, um den zu fragen, wie er das eigentlich mit der Entnahme von Problemwesen sehe. Ganz allgemein. Also nicht auf Wölfe allein bezogen. Überhaupt auf Lebewesen, die das menschliche Gemeinwohl elementar gefährden. Die Putins dieser Welt z.B..
Ob er, der Abgeordnete – er frage nur allgemein, betonte der Journalist – grundsätzlich ausschließe, dass man sich eines Tages gegen menschliche Wölfe wehren müsse? Durch Entnahme? Natürlich gesetzlich gedeckt wie im Jagdrecht?
Der Kehlkopf des Abgeordneten rutschte einmal hoch, dann wieder runter – die Folge eines Schluckens. Beim Essen und beim Erschrecken ist das so. Dann räusperte sich der MdB und sagte zu dem Journalisten „Also wissen Sie…!“ und fügte dem noch hinzu, dass er, sein Gegenüber, der Journalist, diese Frage ja wohl nicht im Ernst stelle.
Der Journalist, nennen wir ihn Harald, sagte, dass nur wenige geäußerte Gedanken in diesem Staat verboten seien. Und er frage ja nur.
Der Abgeordnete versuchte es noch mit etwas Ethik, der seine Partei-Politik konsequent folge. Aber er kam nicht weit, weil er das Gespräch abbrach, den Kopf schüttelte und sich abwandte.
Harald auch. Harald ist kein Typ, der hinterherläuft. Schon gar nicht hinter höheren Tieren wie MdBs usw..
Er musste ohnehin zu einer Beerdigung und fragte bei der Gelegenheit den Geistlichen dieselbe Frage nach der Entnahme. Nach der Beerdigung. Beim Kaffee. Wie der das sehe: Eine Entnahme, spezifisch von Problemwölfen und spezifischen Problem-Menschen, die die Menschheit gefährden.
Der Geistliche war ebenso schnell wie sonnenklar: 5. Gebot. Du sollst nicht töten! Außerdem durchbohrte er Harald mit Blicken, die Harald eindeutig als strafend empfand.
Harald merkte noch an, dass aber dieses 5. Gebot ja nicht unzufällig erst an 5. Stelle stünde. Denn Sonntagsarbeit sei offenbar die größere Sünde als Tötung. Das Gebot der Heiligung des Feiertages stünde davor. 4. Gebot.
Harald kannte auch einen Philosophen und wiederholte seine Frage. Der berief sich auf Immanuel Kant. Der hatte philosophiert, dass der gute Wille im Menschen das „absolut Gute“ sei. Begabung dagegen sei schließlich auch ein Instrument, welches missbraucht werden kann. Siehe Autokraten, Despoten,
Na, sagte mir Harald, das sei zwar nicht wörtlich zitiert. Aber richtig läge der Kant schon mit seinem Satz: „Handle nur nach der Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
Nun – das wolle er, sagte mir Harald dann, natürlich persönlich auch nicht. War ja nur eine Frage.
22. März 2022