Verehrter Herr Landrat, lieber Herr Dr. Blume,

Sie wissen ja: Ich mag Sie. Umso mehr hoffe ich, dass meine heutige Thematik keine schwerere Beziehungsstörung zwischen uns auslöst. Es geht um eine Winzigkeit gegenüber Ihren Pflichten bei Omikron, Windanlagen, Förderanträgen, Neubau … Um Musik geht es. Genauer: Es geht um die Musik in einer der Warteschleifen in den Tel.-Leitungen Ihres Hauses. Noch genauer die Musik der Straßenverkehrsbehörde. Präzise der Führerscheinstelle.

Anlass: Ein Herr erzählt mir vom Drama seines Wartens in der Warteschleife. Die Musik sei – wörtlich zitiert – „die schrecklichste“ und erinnere ihn an eine sich abenteuerlich beschleunigende Dampflokomotive.

Nun – das wissen Sie und ich ja – soll man drei Themen aus dem Weg gehen: Politik (wenn man nicht gerade Politiker ist). Religion (wenn man nicht gerade Theologe ist). Und eben Diskussionen über Musikgeschmack.

Jetzt ist der Erzähler aber gerade eines von dreien: Theologe. Er war sogar Seemannspastor und es wäre ein Irrtum, anzunehmen, dass ein solcher zwischen Maschinenlärm in Schiffsbäuchen und dem Schornsteingetute seine Sensibilität einbüße. Im Gegenteil. Der Herr Pastor hört genau und empfindsam.

Aus Empathie und Interesse habe ich einmal Ihr Amt angerufen, obwohl ich selbst von dem gar nichts will. Außer der Warteschleifenmusik. Und tatsächlich, die Musik ist - sagen wir - bemerkenswert. Genauer: Gesundheitswissenschaftlich gesehen kann sie gar neuronale Schäden auslösen. Besonders im Straßenverkehr. Auf den hin bereitet ja eine Führerscheinstelle vor.

Schlagwetter (um dem Seemannspastor zu entsprechen)! Das FWBT (Führerscheinstellewarteschleifenbespielungsteam) hat da was vegetativ Aufpeitschendes für Wartende gefunden! Vielleicht, um die Wartenden rasch zum Auflegen zu bewegen. Denn da wird von einem Keyboard ein Rhythmus-Muster in Schleifenpattern eingespielt, das die älteren von uns gesundheitlich schädigt. Der ältere Herr (wer kennt noch Dampfmaschinen) fiel in die Falle des vom Keyboard gehämmerten geraden Metrums. Metronom 208 und drüber. Da---da---da---da---da. Die metrischen Brückenpfeiler werden gefüllt mit noch härteren - den Triolen entfernt verwandten - Dreierschlägen dadada – dadada, inclusive breaks. Zum Figurenschluss dann erlösende Töne mit Klangröhrencharakter (C-Dur mit Triller, dann e – dann c –Oktav).

Und alles von vorne. Das heißt: Der Blutdruck steigt auf 180 (systolischer Wert) und – säße man am Steuer – der Tacho auch. Initiiert, durch eine Führerscheinstelle! Junge Warte-Kunden der Führerscheinstelle können sicher dabei entspannen. Wir leben nun mal in einer basisdemokratischen Musikwelt.   Aber - vielleicht - leiten Sie meinen Bericht weiter mit meiner Anregung für uns Ältere zwischen den Patterns auch z.B. Operettenmusik zwischenzuschalten. Z.B. „Das Autoliebchen“ von Jean Gilbert 1912 komponiert. Oder ein Volkslied („Hoch auf dem gelben Wagen“)?

15. Februar 2022