Advent, Kalinowsky und neuer Roman

Ich will eine neue Erfahrung machen und mal fühlen, wie es ist, zu einer Autorenlesung als Zuhörer zu fahren. Zu der Präsentation eines neuen Buches des Autors.

Meine neue Erfahrung wollte nicht nur buchstäblich er-fahren sein, sondern war auch noch sehr mühsam. Denn Fahren setzt befahrbare Straßen voraus. Kalinowsky lässt grüßen. Kalinowsky macht auch unsere Sackgassen-Straße neu. Jetzt aber war sie 10m von unserem Grundstück entfernt dicht und Kalinowskys Warnlampen ergänzen die Adventslichter vor und in Häusern. Also räumte ich die Hälfte der Sperre im Dunkeln von der Straße weg. Keinem Schwein war Bescheid gesagt worden. Jedenfalls mir nicht. Weil kein Schwein was gesagt hatte.

Immerhin: Ich kam knapp pünktlich. Aber auch in Carsten Schlüters neuem Roman – nein, kein neuer Hammer vom Kommissar Hammer -  ging es nicht recht weiter in der digitalen Runde der wichtigsten Staatslenker der Erde - darunter die deutsche Kanzlerin Henriette Hartung. Sie waren allesamt gezwungen, sich trotz sonstiger Auseinandersetzungen zusammenzusetzen. Die Gründe: Fünf Ufo-ähnliche Riesenobjekte waren an verschiedenen Ecken der runden Erde gelandet und bedrohten diese. Meinten die Staatenlenker. Und begriffen (noch) nicht ihre Chance zur Rettung der von ihren Völkern klimatisch verstörten Mutter Erde. Science fiction?

Der Obertitel der gestarteten Romanserie heißt: Menschendämmerung.

Wer schon mal von Richard Wagners Götterdämmerung gehört hat, weiß um den Hintergrund: Das Wagner`sche Spektakel hat als eine Wurzel die nordische Mythologie und in der geht`s um Kriege zwischen Göttern und „Menschen- Wesen. Letztlich geht alles nach allgemeinem Feuertod den Bach runter. Genauer: In der Mythologie zurück ins Meerwasser, aus dem wir alle stammen. Das Ziel des allgemeinen Vergehens: Erneuerung.

Verwandtschaft zu Schlüters Visionen? Nein. Denn der Autor schickt nun „Botschafter“ (so der Einzeltitel des Buches) auf die Erde zu deren Rettung und tröstet mündlich in der Lesung: „Das ist eine Apokalypse mit happy end“.

Ich denke Richtung Parkplatz an all das, was kommen mag. Pandemie-Wellen, Klima und die Sperrungen von Ländergrenzen und Straßen wie unserer vor dem Haus.  Schließlich sind wir im „Advent“.  Im Lateinischen hat über unsere Vorweihnachtszeit hinaus noch andere Ableger: Advento (= immer näher kommen, sich nähern). Anwendbar aufs Christkind wie auf Omikron. Oder: Ein Adventor ist ein Besucher und Adventicius meint zudem fremd, ausländisch. Ein Symbol können Ufos sein. Und ebenso die vertrauten Melodien aus den Liedern der Kindheit bis heute, eingekleidet in abenteuerliche Arrangements des Weihnachtsmärktchens.

Fast zuhause sehe ich wieder die volle Straßensperrung, die ich vorhin zur Hälfte außer Kraft gesetzt hatte. Ich entsperre wieder. Und freue mich der menschlichen Möglichkeiten.

14. Dezember 2021