„Das geht vorüber…“
„Das sagte mir Gabi 1985“, erzählte mir Alexander. Er war immer schon ein moderner Mann – und fing früher als andere mit der Gleichstellung der Frau in der Dienstkorrespondenz seiner Behörde an.
„Gabi war unsere Juristin“, schwärmte Alexander, „ war Oberregierungsrätin und unabhängig davon eine Frauenpersönlichkeit, der wir zu Füßen lagen bzw. zu gerne gegenüber saßen“.
Gabi meinte damals, sagte Alexander, dies mit den „Innen“ hinter jedem und allem sei eine vorübergehende Bewegung. Ich würde schon sehen…
Sie sollten beide „Recht haben“: Gabi darin, dass das normale Tageszeitungsgeschäft die sog. „Gender-Sprache“ („Geschlechtergerechte Sprache“, die das männliche und weibliche und alle anderen Geschlechter gleichermaßen anerkennt) – meist nicht aufgriff. Bis heute.
Alexander hatte auch Recht, weil in seinem Berufsumfeld (soziale, therapeutische Berufe) diese Geschlechtergleichbehandlung in der Sprache sehr wohl einsetzte. „Und wichtig war und weiter ist“, jammerte Alexander. „Aber die Duden-Redaktion macht immer neue Vorschläge.“ „Typisch deutsch!“ Die Gender-Sprache (Geschlechtergerechte Sprache) begann 1980 mit den Lehrerinnen und Lehrern, Therapeutinnen und Therapeuten. Nur „ich gehe zum Arzt“ sollte die Ärztin ungenannt einbeziehen.
Dann der einfache Slash: Lehrer/in, Studienrat/rätin, Therapeut/in. Gesondert angeredet, angeschrieben wurden die Frau Ministerin, Frau Professorin – und wieder nicht existent wurde die Frau Doktorin.
Heute hat sich das Angebot wie alles in der Welt erweitert durch die Streichung des Geschlechts bzw. Neutralisierung: Lehrperson, Lehrkräfte, Studierende, Zuschauende. Noch nicht lange her ist der „Genderstern“: * „Lieber Gott, bis ich den immer anstelle des Slash auf der Tastatur finde“, stöhnte Alexander.
Es gab auch und gibt den Hinweis auf die wichtige „Hörpause“, eigentlich gemeint ist „Sprechpause“ für Redner/Innen, Redner:innen, RednerInnen. Man, nein, frau solle beim Sprechen eine die Gleichstellung sichernde winzige Pause sprechen, so dass der/die Hörende, die Zuhörenden, die Zuhörerschaft, das Gegenüber versteht, dass der/die alle gleichgeschlechtlich, sorry, geschlechtlich gleichrangig seien.
Aber die Hör- und Sprechpause konnte nicht im Schriftdeutsch verwortet werden.
Ich sagte Alexander, was ich jüngst gelesen hatte und was seiner Gabi (inzwischen pensioniert) auch Recht gibt. 52 % von uns in diesem Land finden das alles nicht so nötig.
Das finde ich mit Alexander nicht, weil geschlechtergerechte Sprache wichtig war und ist und bleiben muss. Da hatte Gabi nicht Recht. Aber wir machen es uns schwer mit den ständigen Änderungen. Hoffen wir auf den aktuellen Stern am Gender-Himmel, dass er bleibt. Der Gender-Stern: *
02. März 2021