Glücksbringer

     

In den letzten Tagen machten sie richtig Umsatz: Glücksbringer in allen möglichen und unmöglichen Formen: Herzchen und Kleeblätter, Schornsteinfeger und Schweinchen..
Aber die Zukunft für Glücksbringer ist düster und mit ihnen die Zukunft auch. Denn: Wichtige Glücksbringer werden ab jetzt mit Bußgeld geahndet.  
Nein, ich meine nicht Papphülsen von Knallern oder Trägerstöcke und Plastikspitzen von Feuerwerkskörpern, die am Neujahrsmorgen Gärten und Straßen belegen. Ich meine Pferdeäpfel.
Pferdeäpfel nämlich sollen laut unserer Zeitung (vom 7.Dezember) in Bad Bevensen und Ebstorf „unverzüglich“ von den Verursachern entfernt werden, wenn sie in der Öffentlichkeit rumliegen. Diese Anordnung ist wie viele Anordnungen erst mal ungenau, denn die Verursacher sind Pferde, aber wir sind gemeint: Kutscher, Reiter. Nein, ich rege mich nicht auf, dass wir künftig den Ritt unterbrechen, vom Ross absteigen sollen, die Äppel in vermutlich größeren Tüten und Beuteln mit größeren Schaufeln versorgen sollen. Mich regt auf, dass der uralt bewährte Glücksbringer Pferdeapfel zu Abfall erklärt wird, dessen Nichtbeseitigung Bußgeld bedeutet.

 

“Jungchen, dat bringt Jlück!“ war der stete Kommentar in der Nachkriegszeit von Frau Voss in der Kirchstraße in Celle, geflüchtete Ostpreußin. „Jungchen, dat bringt Jlück“ war ihr Ruf, wenn die Hufe der Arbeitspferde des Landgestüts auf dem Pflaster der Jägerstraße, Breitestraße, Hannoversche Straße hörbar wurden. Oder wenn montags der Landstallmeister den Pastor mit der Kutsche zum Rotary-Club abholte. Auch meine Großmutter rannte auf die Straße und hielt ihre drei Töchter und die Konfirmanden dazu an, hinter Pferdeäpfeln her zu sein, weil diese nicht  nur bester Dung für edles Gemüse und noch edlere Blumen sei, sondern auch kostbarstes Brennmaterial für die Öfen bedeutete.
Der jetzt befohlene Absturz von Pferdeäpfeln aus der Höhe von Glücksbringern zu strafbarer Umweltverschmutzung droht ein psychisches Problem zu werden: Denn Glück geschehe nur in Momenten (weissagte auch Helmut Schmidt jetzt bei seinem 95. Geburtstag ). Und jetzt sollen Glücksbringer, die kostenlos herumliegen, strafbar werden? Es wünscht sich und seinen Lesern ein glückliches neues Jahr mit viel Früchten aufgrund reichlichen Düngens mit Glücksbringern, auch den Politikern, die mit dem Glück leichtsinnig umgehen: Ihr Hans-Helmut Decker-Voigt




Den Autor erreichen Sie unter:

Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
Silvester 2013