Innerhalb einer Woche lernte ich einen kennen, dessen Eltern ihn Gustav Adolf taufen ließen. Und einen ganz anderen namens Friedemann.
Der Gustav Adolf ist warmherzig, weich und ließ sofort das „Adolf“ vor Schreck fallen, als er begriff, wer in der Geschichte noch so Adolf hieß. Schade, ich mag diesen Gustav Adolf und auch den alten Schweden, den seine Eltern als Vorbild hatten.
Ganz gegenteilig der Mann, der Friedemann heißt: Er säbelt ab, wo er nur kann. Es fällt im friedlichen Gespräch der Name „Helmut Schmidt“. Friedemann säbelt „dass dessen Leistungen maßlos übertrieben sind und überhaupt…“.
Es fällt der Name „Margot Käßmann“ und Friedemann haut rein, nein, seine Frau, „oh weh, mit dem Namen regen Sie meinen Mann nur schrecklich auf!“ Es fällt der Name Nelson Mandela und Friedemann murmelt, dass manche Apartheiten ihren guten Sinn gehabt hätten“. Es fällt der Name Martin Luther und Friedemann schaut mich strafend an: „Judenhasser und Eidbrecher – man verlässt nicht seine Kirche“. Zum Test nenne ich den Namen Friedrich Nietzsche und Friedemann entzieht mir für 5 Minuten den Blick und jedes Wort.
Friedensversuche bei Friedemann mit Angela Merkel oder dem verstorbenen Walter Scheel führen zum lebensgefährdenden Verschlucker bei ihm. |
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Ich erinnere Mutti, die da empfahl, beim Essen und bei manchen anderen grundsätzlich nicht über Religion und Politik zu reden. Also fange ich an mit Musik, ganz allgemein, keiner Stilrichtung.
„In mir haben Sie den Ausbund von Unmusikalität. Ich kann Töne nicht ausstehen.“ Auch nicht, also Kunst. „Heutige Kunst? Also Ludwig - das ist mein Sohn und er arbeitet in der Werbung – ja, das ist ein Könner, schauen Sie sich das Porträt an, das er von mir gemalt hat, nicht wahr? Das ist Kunst! Den Rest können Sie doch vergessen, nicht?“
Ich entscheide mich heimlich, nicht den Rest zu vergessen, sondern lieber den Mann, den Ludwig da gemalt hat: seinen Vater. Der hat sich selbst in seinem Büro aufgehängt und seine Mundwinkel hängen auch. Seine Augen sind Schlitze wie in den Visier-Hauben alter Ritter, die sie vor dem Turnier oder der Schlacht herunterklappen.
Oh, der Ludwig kennt seinen Vater offenbar gut. Nur der sich selbst nicht. Sonst würde er dieses Bild des Sohnes von seinem Vater nicht büroöffentlich aushängen.
Meine beiden Bekannten hätten die Namen tauschen sollen. Der Gustav Adolf sollte Friedemann heißen und der Friedemann nur Adolf. |