Email, SMS und neue Sprache |
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Die Menschen werden immer länger (früher war ich ideale Mittelgröße mit 1, 72, heute gucke ich gleich bei Begrüßungen der jüngeren Generation steil nach oben) – und ihre Sprache immer kürzer. |
Die Kultur der Anrede „Sehr geehrter“ oder „Sehr verehrter“ oder „Lieber“ verschwindet durch das „Hallo!“, hinter dem kein Name mehr folgt. Solch Sprachverkürzungen, Kürzel sparen natürlich viel Zeit. Wie wir überhaupt durch immer mehr Erfindungen immer mehr Zeit sparen (Geschirrspüler, Fliegen statt Autofahren, Googeln und Wikipedia statt Lexikonnachschlagerei, 1 x wöchentlich 30 Minuten Circle-training im Fitnessstudio statt täglicher Radfahrt draußen oder auf dem Trainer). Sagenhaft viel Zeit sparen wir – und haben noch nie so wenig davon gehabt. Jetzt hilft uns vielleicht die Verkürzung, Verknappung, Verstümmelung unserer sterbenden Sprache zu mehr Zeit. Meine Verwaltungsleiterin hielt mich kürzlich auf dem Flur an. „Sie schreiben immer so eine blumige Sprache“ – eilte fort und ließ mich im Unklaren, ob das heißen sollte, was früher an den ebenfalls bald gestorbenen Telephonzellen stand: „Fass dich kurz!“ Oder ob sie noch mehr Blumensträußchen schriftlich fixierter Art freuen würde in einer öffentlichen Verwaltung. Jedenfalls Onkel Martin (85) schickte heute auch sowas Blumiges, einen Dankbrief für meinen Dankbrief für das Weihnachtsgeschenk. Onkel Martin schreibt handschriftlich Anrede und Ort und klebt wahrscheinlich mit persönlicher Spucke die neueste Briefmarke oben rechts. Wie ich es tue. Persönlich eben. Blumig. |
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28. Januar 2014
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