Erinnerungen an heute
Hans-Helmut Decker-Voigts Kolumne erscheint alle zwei Wochen in der Uelzer Allgemeinen Zeitung. Hier an dieser Stelle wird es ein- oder zweimal im Monat eine neue Veröffentlichung geben.
Seit 4 Jahren Engel…

"Jetzt bin ich seit vier Jahren Engel…" hörte ich Esther, einen der drei Engel vom MARA-Adventskalender neben mir sagen. Inzwischen war der Engel zivil. die Flügel in irgendeinem irdischen Hangar verstaut und stand mit Wollmütze auf dem dunklen Haar und Glühwein in der Hand auf dem Weihnachtsmarkt.

Wer kann das schon von sich sagen - seit vier Jahren Engel zu sein! Inmitten der globalen Weihnachtsmänner-Inflation sind Engel elitär, wenn nicht gar wirklich Elite. Und Uelzens Stadt und Kreis hat welche unter festem Vertrag - welch Verbindung zum Allerhöchsten!
Nein, im Ernst: Ich habe die Uelzener MARA-Engel nach über drei Jahren in der und durch die Zeitung auch endlich mal life erlebt, tatsächlich hautnah und anfaßbar. Meine Engel hießen Esther, Luisa und Linda und Esther ist der dienstälteste Engel. Ihre Schwester Jenny, auch langjähriger MARA-Engel, arbeitet derzeit in Israel, was nur logisch ist. Denn Engel sollten die Ecke der Erde schon kennen, von der aus die Engel Karriere machten. Das Kaff Bethlehem ist - von hier aus gesehen - schließlich um die Ecke von …..Dort arbeitet der Uelzener MARA-Engel Jenny nach einem himmlischen Schulabschluß am LEG derzeit in einem Altenheim, was auf eine gewisse Systematik in der Engelsausbildung schließen lässt. Engel sind schließlich Virtuosen sozialer Kompetenz und müssen sich in allen Altersstufen auskennen: Von den Kindern vor dem MARA-Kalender bis zum Menschen im letzten Lebensabschnitt…




Engel wirken in verschiedenen Leistungsstufen - mit den Erzengeln an der Spitze. Bei Jenny und Esther ist das nur eine Frage der Zeit bis sie befördert werden und auch Luisa und Linda haben das Zeug dazu. Ich meine mit "Zeug" nicht ihr Engelsgewand, sondern die seelische und verstandesmäßige Ausrüstung für diesen erlesenen Job, denn man muß als irdischer Engel können, was andere nicht können: So tun, als ob man schwebt. So tun , als ob man endlos gütig, dauerhaft hilfsbereit, ewig voller Liebe ist. So tun, als ob man das Böse dieser Welt, ihr Gekränktsein, ihre kleinen und großen Kriege nur kennt, um sie gleich auszugleichen, erträglicher zu machen.
Unsere Uelzener MARA-Engel - ob sie beneidet werden um das kleine Taschengeld? Ob untereinander Hierarchien bestehen, etwa Dienstalter-Prämien? Ob die unteren Engeln Mühe haben beim Engelsein, wenn die oberen Engel demnächst Erzengelzuschlag bekommen und mehr bewundert werden, weil einfach schon länger bewundert werden? Gleichwie - ich kann mir vorstellen und will mir vorstellen, dass dieser Job prägt und die Lust darauf dauerhaft weckt, gewisse engelhafte Züge in den Alltag auch nach dem 23. Fenster und dem Christfest mitzunehmen.
Denn dann wirken sie weiter auf uns Irdische ohne eigene Erfahrungen in der Engelsrolle. Und wirken so lange auf uns Gewöhnliche, bis wir Lust haben, es ihnen gleichzutun. Diesen MARA-Engeln von Uelzen Stadt und Land. Womit wir eines Tages alle engelhafte Züge hätten - und dies nicht nur zur Weihnachtszeit.


(27.Dezember 2005)

Den Autor erreichen Sie unter: Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de