Flüchtlinge, Folkswagen, FIFA…

     

Gegenwärtig Zeitung zu lesen ist gefährlich, zusammen mit TV-Nachrichten, Magazinen und Internetnews leben wir - unser Volk und seine Gäste, die hier heimisch werden wollen, sollen, dürfen – gesundheitsschädlich: Die Häufung von Nachrichten und Erfahrungen, welche uns belasten, Sorgen, Ängste auslösen beim Thema Neue Heimat für Flüchtlinge, die Häufung von Nachrichten, die unsere schlimmsten Vermutungen über Management und Geld nicht nur bestätigen (bei Folkswagen, so hieß er in Skandinavien oder FIFA), sondern vielfach übertreffen– engt die Wahrnehmung des Einzelnen ein, von Gruppen, ganzen Nationen, unserem Kulturkreis. Und Enge hängt mit Angst zusammen, keineswegs erst psychisch, sondern zunächst biologisch-physisch. Durch den Elbtunnel zu kommen (wenn er frei ist) ist keine große Kunst, durch den Gotthardt schon eher. Die Kunst der Selbstbehandlung ist, unseren Blick als Kaninchen auf die Schlangen unserer Gegenwart ab und an zu entlasten.
Denn wo wir etwas überbetont berichten, bleibt anderes am Rande oder auf der Strecke.
Anläßlich der AZ-Meldung kürzlich über die wiederhergestellte „Skyline Uelzens“ anläßlich der Wiederherstellung des zerstörten einen Silos der Zuckerfabrik lerne ich es wieder und dankbar:

 

Wie erholsam bis heilsam ein kurzer Blick weg von den drei FFF (siehe Überschrift) ist.

Ein solcher Blick kurz weg von der Schlange gibt Distanz. In neuen Psychotherapien gehen wir mit Patienten, die in akuter Krise sind, absichtlich kurz „beiseite“ („De-Zentrierung“) und lenken den äußeren und damit seelischen Blick auf etwas Anderes. Um dann mit neuer Distanz und weniger erschrecktem Blick zum Aktuellen zurückzukehren. Altmodisch, christlich, schlimmstenfalls lächerlich fromm mag wirken der Sänger des Psalms, der seine Augen hebt zu den Bergen, von denen er Hilfe erwartet.
Aber es ist derselbe kurze Blick woanders hin als auf das Furchtbare oder Befürchtete. Er muß nicht nach oben zu den alten Bergen des alten und neuen Israels wandern, es reicht schon die kleine Meldung von der reparierten Skyline Uelzens für die Erinnerung: Ein Teil unserer Welt steht noch und dankenswerter wieder. Ach ja, und die Kirchturmspitze von St. Marien, die am längsten Erkennungszeichen war, ist nicht mehr allein.
In der Musik sind 2 „F“: Fortissimo, sehr stark. Ein F mehr ist mehr als sehr stark – kein Mensch hält das aus - ohne ein kleines Piano dazwischen.




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
27. Oktober 2015