Veronika, Veronika…

     

…der Lenz ist da! Schön wärs ja, aber die bloße Erinnerung an diesen Ohrwurm der Comedian Harmonists, der den Frühling in unsere Ohren schwingt, tuts auch zur Not.
Durch ein kluges Buch stieß ich jetzt auf eine merkenswerte Verbindung zwischen der luftigen, reizvollen, reizenden Veronika-Vorstellung in mir, die zum Schwärmen einlädt und - - ja, der Passionszeit Christi. Denn:
Veronika wird nicht nur von mir angeschwärmt, sondern ist der Name einer Heiligen, die von vielen Christen geliebt wird. Ihre Legende ist christlichen Gemütern bekannt, kaum den Comdedian Harmonists von damals und heute:
Veronika steht am Rande des Weges nach Golgatha und erlebt Christus unter der Last des Kreuzes. Und, da Jesus ein Mensch ist, schwitzt er. Selbst wenn Golgatha in  Skandinavien gelegen hätte, würde er auch dort schwitzen vor Überanstrengung. Veronika sieht und fühlt mit dem Zusammenbrechenden – und wischt mit ihrem Tuch den Schweiß aus dem Angesicht Christi. Wahrscheinlich tupfte sie, drückte ein bißchen. Der Kern der Legende: Das Antlitz des Menschensohnes drückte sich auf diesem Tuch ab, ein Abdruck, ein wahres Ab-Bild Christi.

Lateinisch und davor griechisch heißt wahres Bild „vera-ikon“, aus dem der Name Veronika wuchs (im damaligen Namensregister auch „Berenike“).
 

Alles klar? Die Verehrung von Heiligen, die etwas hinterlassen, bedeutete meist, daß das Original lauter Kopien bekommt. Vor lauter Verehrenden. Wenn man alle Splitter vom Kreuz Jesu auf der Welt Christi sammeln würde, ergäbe es einen kleinen Wald. So ist es auch mit dem Tuch der Veronika: Wenn man alle Schweißtücher der Veronika sammelte, dann ließe sich ein Wäscheschrank damit füllen.
Solche Folgen sind aber nicht so wichtig, wie die Erkenntnis : Derart nah beieinander können Extreme liegen und wir wissen es nicht. Die Frühlingsbraut Veronika mit dem Touch der locker-losen 20 er Jahre (Gegenbewegung zur Depression im und nach dem 1. Weltkrieg) auf der einen Seite – und die Herkunft ihres Namens auf der anderen.
Die Vorfreude auf Ostern mit mehr oder weniger oder kaum Frühling läßt sich prima füllen mit der Heiterkeit, mit der man seine Liebste informiert: Veronika, Veronika – der Lenz ist da. Und schließt die Kenntnis der Namensherkunft nicht aus.
Das kluge Buch ist brandneu und erschien zu Weihnachten, das bekanntlich mit Ostern zu tun hat: Martin Voigt, Die St. Johanniskirche in Lüneburg, Der Erzählschatz mittelalterlicher Kirchen, Deutscher Kunstverlag, Berlin-München ISBN 978-3-422-02323-9




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
26. März 2013