Ein Aufbruch in Uelzen?

     

Zufall? Häufung? Normalerweise verreist der Landkreisbürger zwei Wochen und wenn er – wieder zuhause - Zeitungen für sich aufheben ließ und durchsieht – ist nichts passiert. Fast nichts. Fast immer nichts. Jedenfalls was wirklich größere Änderungen ankündigt.

Aber jetzt: Kaum die zwei Wochen über Weihnachten und Neujahr weg, zeigt sich ein Phänomen: Die Häufung von Änderungen auf allen Ebenen: Stadt/Kreis, Land, Nation, Europa und sein Rest der Welt. Die Neujahrempfänge und ihre Reden zeigten es.

Schon vergessen?

Erstens kriegen wir voraussichtlich mit dem einen von den beiden wirklich aussichtsreicheren Landratskandidaten einen anderen Wind in die Segel des Goldenen Schiffs auf trockenem Heidesandboden. Hoffentlich nicht in harten Böen, sondern sanften Brisen.

Zweitens sagt der Bürgermeister der Kreisstadt, was mangels Mut selten Bürgermeister sagen: Es täte ihm dies und jenes leid und er habe viel gelernt letztes Jahr, was nun umgesetzt werde. Normalerweise darf einem Politiker ja in der Politik nichts leid tun. Höchstens die Opposition.

Drittens lösen sich Institutionen auf, die uns vertraut waren und deshalb Sicherheit abstrahlten. Selbst wenn diese ständig schwankte: Samtgemeinden, bald auch Landkreise, fusionieren und das heißt Verzicht auf Macht (Ruhm und Ehre gibt's nicht mehr) bei der Hälfte der bisherigen Machthaber.

 

In Loccum liest ein Landessuperintendent den Politikern Leviten und diese kommen damit sogar in die Presse außerhalb von Loccums Klosterzeitung. Nachhaltiger Kirchliches gibt's auch auf Bundesebene, wo das schallende Schweigen bekannt wurde, welches Margot Käßmann in Kreuth mit ihrer Rede an die Politiker produzierte (es war natürlich eine weibliche Ministerin, die ihre Betroffenheit zeitnah äußerte, die Männer galoppierten mit ihrem Betroffenheits-Lob in den Pausen hinterher). Und gelobten Besserung. Jedenfalls die Versuche dazu.

In der größeren als Uelzens Politik spielt immer dasselbe Stück: Wer geht, wer bleibt? Für Uelzen ist dies neu. Die Zwischenräume zwischen den Stühlen, auf denen man in der Politik sitzt, sind derzeit besonders spannend. Weil sie nach Bänken schreien. Von denen kann man nur ganz außen rechts oder links wegrutschen. Bei Stühlen zwischendurch.

Wir haben jetzt die ganze große Welt in Uelzen Stadt und Kreis: Wir haben Obamas und Westerwelles, wir haben Käßmänner und Käßfrauen, wir haben Politiker, die sich aufs Verzichten einrichten und alternativ auf das Fallen. Der neue Propst ist nicht nur körperlich groß strukturiert und geistig käßmannlike – eigentlich ein vielversprechendes neues Jahr. Hauptsache, es wird denen auch gedankt, die bisher ihren Atem in die Segel pusteten, um das goldene Schiff in Fahrt zu halten.




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
25. Januar 2011