Große, kleine, kleinste Kriege…

     

Das Wort hören wir jetzt derart oft, wie vor den Anschlägen in Paris das Wort „Flüchtling“. Ich meine das Wort „Krieg“, das nicht nur im Mund des französischen Präsidenten fast ebenso oft geformt wird wie das Wort „Terror“.
Natürlich gibt es Streit, ob solcher Terror wie in Paris auch immer sofort gleichzusetzen sei mit Krieg. Aber auch ohne Paris und 9/11 benutzten Menschen das Wort „Krieg“immer schon inflationär. Selbst bei den selbst verursachten Kleinstkriegen. Beispiel Rosenkrieg.
Großkriege, Kleinkriege, Kleinstkriege – und der neue Terror? Mir fällt er wieder ein der Zusammenhang zwischen Krieg und Terror, den wir Anfang der 70er Jahre in einer schmalen Broschüre Carl Friedrich v. Weizsäckers lernen konnten, der – seit der Bruder Richard Bundespräsident wurde – etwas in dessen Hintergrund rückte. Obwohl die Zeit, in der wir leben, von „C.F.v.W.“, dem Physiker und Philosophen, sicher mehr geprägt wurde als von der Politik.

Philosophen hinterfragen ihre Zeit, in der sie leben, und C. F. v. Weizsäcker lebte mit uns im Kalten Krieg. „Was, wenn Ostblock und Westblock mit ihren gegeneinander gesammelten riesigen destruktiven Aggressionsenergien und zugehörigen
 

Waffensystemen einmal nicht mehr wären?“ fragte der Philosoph, Physiker und Kenner von Energiemengen auch in den Köpfen der Menschheit. Seine Antwort damals, die er in vielen Vorlesungen gab, von denen ich eine in Düsseldorf hören durfte: Wenn Ost- und West-Block sich auflösen – wohin dann mit dieser Energie?Sie löst sich nicht auf, sondern fließt in viele kleine Kleinstkriege rund um den Erdball. Damals lernten wir dann alle das Wort von „Terror“ so wie heute – wieder - das Wort „Krieg“.
Heute haben wir ihn, den Terror unter uns. Und dafür keinen großen Krieg. Weder einen heißen noch einen kalten. Also – was soll der Streit, wann Krieg oder Terror herrsche, wenn wir schon in Familien den Liebeskrach als Rosenkrieg bezeichnen.

Da ist es schon einfacher, das Wort vom „Schock von Hannover“als unnötige Übertreibung zu sehen. Zwei große Sender berichteten, dass die Hannoveraner nach dem abgesagten Länderspiel „unter Schock stünden“. Was nutzen wir dann für ein Wort für  die Pariser? Und für die Welten, aus denen die Flüchtlinge flüchteten?Es lohnt sich, „Schocksymptomatik“ einmal nachzulesen…



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
24. November 2015