Jawohl, erkundigte ich mich, es gilt noch bei Musikern, die Blasinstrumente spielen, das Verbot von Sinalco, Cola, Mineral mit Kohlensäure. Jedenfalls dort, wo Musikern noch was verboten wird – an manchen Musikschulen und Hochschulen. Denn das Schlagen von Klaviertasten, Streichen von Saiten oder Wirbeln der Schlegel auf Fellinstrumenten ist kaum gefährlich im Blick auf Getränke vor dem Konzert – im Gegensatzzu Blasinstrumenten.
Von Gabi haben wir es noch eingetrichtert bekommen: Nie! Niemals dürft Ihr das! Gabi war meine Professorin für (Quer-)Flöte. Klein, zierlich, schwarz – eben eine Schwäbin, Alemannin. Inzwischen flötet sie im Himmel. Aber ihr Vermächtnis gilt noch ihren inzwischen auch altwerdenden Studenten: Nie Brausewasser vor dem Unterricht! Nie - vor einem Konzert ist es gar tödlich.
Gabi war – sagen wir heute – traumatisiert seit ihrer Konzertreifeprüfung in der Stuttgarter Konzerthalle. Erwartungsvolle Spannung vor dem großen Prüfungskonzert. Spannung in ihr, im Publikum, ihrer Familie. Da stand sie nun im weißen langen Kleid, schwarze Schühchen zu schwarzen Haaren. Das Publikum und das sie begleitende Orchester samt Dirigent |
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lagen schon vor dem Tönen ihrer Zauberflöte ihr zu Füßen, auch wenn ein Publikum meist sitzt und der Dirigent steht.
Dann diese bannende Stille vor dem Einsatz des Orchesters, noch gebannter die Sekunden vor dem Einsatz der Flöte – Gabi hebt die Arme, nackt bis zu den Puffärmelchen, und mit den Armen die Flöte quer, der Dirigent strahlt rüber und Gabi schließt die Augen, Mozart G-Dur blüht auf.Dann kommt sie, die Kadenz, die Stelle, an der das Orchester schweigt und die Stille fürs virtuose Solo…
Da passiert es, weil Gabi vorhin im Künstlerzimmer eine kurz davor erst auf den Markt gekommene Brause angeboten bekommen und schnell getrunken hat. Gabi hebt wieder die Arme samt Flöte, schließt wieder die Augen und während alle im Saal den Atem anhalten, holen ihr Bauch- und Zwerchfell viel Luft in sie – und dann hören es alle: Statt des sanft anschwellenden Vibratos schwingen sich die Schallwellen eines deutlichen Rülpsers durch den Raum…Sie hat trotzdem bestanden, unsere Gabi, aber seitdem – na, Sie wissen schon.
Nein, Alpers, Matz und Co. leben nicht so gefährlich an ihren Tasten oder am Dirigentenstab. Allerdings die Sänger... |