Trump ohne, mit und auf dem Kopf

     

Im Wahlkampf sah nicht nur ich den jetzt gewählten neuen US-Präsidenten meistens ohne die Teile im Köpfchen, die Kluges nach – oder vordachten. Auf Platz 12 A neben mir in der Lufthansa nach Süddeutschland lernte ich nun jemanden kennen, der umgekehrt mit dem Kopf von Trump rechnet. Auf seiner Visitenkarte steht „Hairdesigner“ und „Hairproducer“. Nein, nein - es sei nicht falsch, antwortete er, als ich fragte, ob der altmodische „Perückenmacher“ so eine Art Vorläuferberuf gewesen sei. Nein, Perücken mache er sehr wohl und zwar auf Hochtouren – für die beginnende Karnevalssaison. Und diesmal gleichzeitig für die beginnende neue weltpolitische Ära. Seine Firma habe eher zum Spaß vor der unerwarteten Präsidenten-Wahl Probeperücken mit dem gelben Stiezangefertigt, der so hübsch an eine bestimmte Figur von Walt Disneys Entenfamilie erinnere:Gustav Gans und Donald. Letzterer, wenn er in Panik ist oder in eine Böe läuft.
Jetzt gehe die Perücke in Serie und zwar für Trump-Gegner. Und für Trump-Fans. Die Trump-Perücke für die Fans trage auf der vollen Haarseite eine kleine Stars and Stripes, die US-Nationalflagge. Die für Gegner auch, aber mit einem dicken roten Kreuz darüber. Nein, nicht das Logo des Roten Kreuzes, das weltweit helfe. Es seien einfach die zwei roten Balken, mit denen man etwas durchstreicht, weil man es nicht zulassen oder sperren oder als giftig bezeichnen will.

Ja, natürlich, die beiden Perücken gebe es in allen Größen und fast allen Schädelformen:

 

Eierköpfe, Quadratköpfe, Köpfe mit Hinterkopf  und ganz ohne. Ja, klar sei man emanzipiert und rechne mitnichten nur mit männlichen Abnehmern im Seniorenalter. Auf Dauer sogar mehr mit weiblichen.
Man kann in einem Flieger so leise flüstern wie man will – es gibt Zuhörer. Wir hätten nicht flüstern sollen – dann hätte es keine oder weniger Zuhörer gegeben. So aber wurde mein Nachbar das Zentrum umsitzender Passagiere, die leise lachten, laut lachten. Ich hörte sowohl „Zzzz“, sah neugierige Gesichter vor mir in der Sitzreihe auftauchen, sah auf der anderen Seite des Ganges Zeitungen und Tablets sinken und die Ohren wachsen.  Und dann die Überraschung. Ob er wohl noch hätte…freundlicherweise? Visitenkarten nämlich…? Er hatte. Allerdings nicht genug. Die mir gegebene war noch leidlich wenig angeknickt. Was er jetzt ausgab war angegrabbelt, aber die Umsitzenden studierten die Karte wie die eines Ministers oder mittleren Showstars.

Wie lange es dauere, bis das Produkt fertig sei? Zum Weihnachtsfest? Wenn ich richtig hörte, sah – bestellten auch Trump-Gegnerdie Perücke. Was immer im Kopf von Trump ist – man wird demnächst Trump auf dem Kopf tragen. „Geil“ hörte ich auch. Und das traf es. Trump wird geil. Bei Fans und Gegnern. So schnell geht das. Ich selbst? Sag ich nicht. Geschenke verrät man nicht vor dem Fest.



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