„Du“ steht für Vertrauen…

     

„Sehr geehrter Herr“, schreibt die Bank mit schwedischer „Wurzel“, deutschem Stammhaus und einem Namen, der Japanisches anklingen läßt. Sie betreut eine Kreditkarte. Und erklärt, warum sie den Brief unterschreibt mit „Deine Bank“.  Denn der Brie hat einen einzigen Inhalt: Er trägt mir in den 20 herzlichen Zeilendas „Du“ an und begründet es damit, dass sich in Schweden alle duzen. Weil „das „Du“ für Vertrauen und Partnerschaft steht“ (so steht`s im Betreff). Nur König und Königin werden gesiezt. Künftig also werden sie an den „lieben Hans-Helmut“ schreiben.
Nanu, war das bisherige „Sie“ kein Zeichen für „Vertrauen und Partnerschaft“?
Klar sehe ich auch ab und an schwedische Krimis und weiß das alles, das mit dem Duzen dort. Und finde es originell, wenn die Kommissare ihre Verbrecher einfangen und im Verhör sich gegenseitig Duzen, weil eben „das Du für Vertrauen und Partnerschaft steht“ - auch offenbar zwischen den schlimmsten Bösewichtern und dem Staatsanwalt, der ihn anklagt, den Richter, der ihn verurteilt.

Vielleicht ist es ja so, dass die Strafen milder ausfallen wegen des „Du“. Vielleicht macht es doch Sinn, auch alle Banker zu duzen. Ich stelle mir hierzulande die Vorstandsvorsitzenden
 

von Sparkasse oder Volksbank vor. Statt Dr. Köhler jetzt „Hallo, lieber Dirk“, statt Herr Adamczyk „lieber Rainer“ oder in dessen Filiale in Ebstorf, die mich betreut „Hallo Carsten“…Vielleicht hat das doch Einfluss auf Kreditgenehmigungen, vielleicht kriegt man doch ein paar Zinsen in diesen zinslosen Zeiten?  Zumindest heiße, garantierte Börsen-Tips?
„Du“ steht für Vertrauen. Ja, doch, ja, kapiert! Aber ich kenne mehr Leute, die ich sieze und sympathischer finde als die vielen, die ich duzen muss. Z.B. manche schwer erträglichen Familienmitglieder.
Ich liebe es, jetzt so alt zu sein, dass meistens nur ich es bin, der jemandem das „Du“ anträgt - als Zeichen besonderer Sympathie, meines besonderen Vertrauens.  Wobei ich alles dieses auch mit etlichen verbinde, die ich sieze. Was machen die Schweden nur, wenn sie jemandem ganz besondere Sympathie oder gar Liebe zeigen wollen – und immer nur Duzen, weil es über disem keine Würdigung besonderen Vertrauens gibt.

Ich  werde das „Sie“ der schwedischen Bank gegenüber beibehalten und sie daran erinnern, dass der Kunde – ja, was? – ja, eben - König sei. Oder Königin. Also weiter gesiezt werden muss.



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
21. Juni 2016