Unfromme Gedanken vor einem frommen Fest

     

Demnächst kriege ich wieder unfreundlichste Post vom eigentlich sonst freundlichen Landrat: Kein Weg von mir nach Uelzen führt vorbei am Hainberg, dem Sitz der mir ebenfalls sehr freundlich erscheinenden Bundespolizei. Wenn nicht dieser Blitzer wäre.
Ich war auf dem Weg zu einem Besuch der Justizvollzugsanstalt Uelzen eingeladen.Daher las ich am früheren Morgen alles, wie der eindrucksvolle Webauftritt im Internetdie JVA Uelzen beschrieb. Ich versank in tiefe Vergleichsgedanken zu mancher Arbeit von mir in der Forensischen Psychiatrie.

Mit solch doch unzweifelhaft nötigen vorbereitenden Gedanken fahre ich Richtung Uelzen und ohne Arg und Harm in den Blitz rein – und bin dadurch beim Thema, wie gefahrvoll nah unsereins zwischen Bußgeld und kleinem oder größerem oder großem Strafmaß lebt. Und dies erst blitzartig registriert. Ohne Blitz meist gar nicht schnallt. Gott sei Dank bzw. dem kommenden Kind in der Krippe Dank, dass es in seine Schöpfung die Verdrängung mit erfand. Denn 10 solcher Bußgelder mit meinen Geschwindigkeitsüberschreitungen summiert,  brachten mich schon – nein, nicht in eine JVA, aber kurz vor einen Führerscheinverlust. Und weiter: Würde ich mal nicht aufpassen und – wie kürzlich ein sonst sehr seriöser Pastor (natürlich nicht aus diesem Kirchenkreis!) - mit einem
 

halben Liter Weissbier ans Steuer ginge - und ich würde jemanden – Gott bewahre – um das kommende Weihnachtsfest und vielleicht sein Leben bringen: Dann brächte das meine Seele auch ohne äußere Strafe in ein Gefängnis.Oder aber: Die Geschenke, die ich auf Dienstreisen oft entgegennahm  - in Japan und China sind es größere Gaben wie extra nachgeschickte Schmetterlingssammlung, Teeservice, elfenbeinerne Essstäbchen und zugehörige hauchdünne Suppenschälchen?Die hätte ich nie bei mir zuhause stellen, hängen dürfen, grollte mein Hochschulkanzler, weil er und ich und alle Beamten nichts über knapp 10 Euro annehmen dürfen. Aber er lehnte ab, als ich alles zu ihm bringen wollte, er hätte selbst etliche Male nicht aufgepaßt und die Hansestadt wiederum lehne Transport und Aufbewahrungskosten solcher Geschenke ab. 
Ich fragte in der JVA –passend zu Weihnachten – nach Wünschen. Antwort u.a.: Laufräder für die Familientreffen und Vater-Kind-Tage sowie Gefängnis und Gefangene sowie Personal mehr Verstehen lernen. Ohne die Strafnotwendigkeit für die Gefangenen zu vergessen. Die Rückfahrt? Ich war in noch tieferen Gedanken als morgens. Raten Sie mal… Ja, richtig. Der Landrat hat zu tun.

PS: Dem Autor ist bekannt, dass der Landrat die Briefe an ihn nicht persönlich schreibt…)



Den Autor erreichen Sie unter:

Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
20. Dezember 2016