Wie geht’s, Herr Landrat?

     

Herr Oettinger, ja, der, Ministerpräsident aD vom Schwäbischen und Badischen und jetziger EU-Kommissar hat aus Brüssel folgenden Vorschlag aufgegriffen und befürwortet: Griechenland – u.a. Länder, denen es sehr schlecht geht – sollten solange ihre Flaggen auf Halbmast setzen, damit jeder sieht: Dem Land gehts schlecht. Damit jeder andere dies beim Kontakt mit dem Patienten auch gleich berücksichtigt und sich entsprechend verhalten kann.

Das erinnert mich an die Ehe – und Liebespaare (das ist zweierlei), die Ähnliches verabreden: „Wenn du vor dem Haus vorfährst und siehst, daß der Porzellanhund mit dem Kopf ins Hausinnere zeigt – dann bin ich sauer. Guckt dich der Porzellanhund offen an - dann geht's mir prima.“

Die Sache mit der Flagge auf nationaler Ebene und dem Porzellanhund auf der privaten lässt sich nun weiterdenken: Enstsprechend Oettingers Vorschlag sollten doch auch gleich unser neugewählter Landrat (herzlichen Glückwunsch, Herr Dr. Blume!) und die neugewählten (samtenen u.a.) Bürgermeister (bei mir Herr Kammer, dito Glückwunsch) diese Technik der Selbst-Mitteilung übernehmen. Flagge vor dem Kreishaus oben: Der Landrat ist als Person und mit seinem Haus(halt) prima drauf. Flagge halbmast – na ja. Flagge ganz unten – o je. Und man weiß schon beim Eintritt in die Gebäude, wie die Leute darin drauf sein werden.

Dasselbe vor den nun gleich zwei Dienstgebäuden meiner Samtgemeinde.

 

Man könnte auch weniger simpel flaggen wie Herr Oettinger es andenkt und den Fahnenmast differenzieren in mehr als zwei Hälften oder drei Drittel. Z.B. 1 bis 6, entsprechend den Schulzensuren. Da ließe sich präzise ablesen, wie die Rollenträger und ihre Rolleninhalte drauf sind: Von „sehr gut“ bis zu „ungenügend“, mit allen weiteren Möglichkeiten: „Noch sehr gut“ oder „knapp ausreichend“. Der besuchende Bürger oder auswärtige Gast sieht beim Vorfahren schon, wen er in welcher Stimmung antrifft. Und fliehen – oder sich mutig stellen.

Zurück zum Porzellanhund. Der wurde schon vom Schriftsteller Manfred Hausmann und seiner Frau Isabelle genutzt – und bald verbannt auf dem Dachboden. Denn dem Ankommenden, Heimkommenden kam das spannendste Abenteuer unter Menschen abhanden: spontanes Verhalten. Man sah schon, was drinnen wartet und zog (bei Hundeblick nach innen oder Flagge auf Halbmast) ein ebenfalls deprimiertes Gesicht, mit dem man reinging. Und was passiert dann, wenn sich zwei so gegenüberstehen? Die Chance zum ständigen Umschwung, zum Ändernkönnen wird schwerer. Und eben diese, Schwung, Umschwung und Ändern (manchmal zu bewährtem Alten hin) wünsche man den neuen Politikern hinter ihren Flaggen.

PS: Der Herr Nowak wird die Flagge des Kreises Uelzen an seinem seelischen Mast nicht mal ganz unten am Mast flattern lassen. Er hat sie nachlesbar voller Groll über uns alle eingebuddelt.




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20. September 2011