Kommune, Kommunismus

     

Oh, doch, da gibt’s Überlappungen. Jedenfalls im Kleinen.
Eckart und Maya sind Christines engere Freunde und für ein halbes Jahr kellnern sie im Land ihrer Liebe mitten in Jerusalem und haben aus Versehen folgendes Domino in Gang gesetzt. Eine kleine Sozialrevolution im Mini-Format, wie sie der Kommunismus schon versuchte, der Sozialismus auch, die Kommunen der 70er wilden Jahre sowieso und die staatlichen Kommunen – na ja.
Wie gesagt: Maya und Eckart kellnern und das Sozialrevolutiönchen begann so: Es kam ein Gast, bestellte einen Cappuccino und bemerkte beim Bezahlen(wollen), dass er kein Geld bei sich hatte. Maya besprach sich kurz mit Eckart und sie zahlten den Cappuccino aus ihrer Trinkgeldkasse.
„Oh! Oh nein! Oh danke! Vielen Dank!“, kam aus dem Mund des überraschten Gastes und weg war er.
Am nächsten Tag erschien er wieder, bestellte einen Cappuccino und auch nur diesen trank er. Beim Zahlen bestand er darauf, einen zweiten zu bezahlen „für den nächsten Gast, der zu Ihnen kommt, ob mit Geld oder ohne…“

Jetzt waren die beiden kellnernden Menschen überrascht, aber akzeptierten.
 

Es kam ein nächster Gast, einer der auch nur einen Cappuccino oder sowas in der Preislage wollte und dem wurde mitgeteilt, es sei schon bezahlt. Ungläubigkeit bei dem neuen Gast, kurzes Berichten des Hintergrundes – und der neue Gast machte dasselbe. Er zahlte für den nächsten Gast mit.
Christine korrespondiert jetzt eifrig mit Jerusalem, ob man das nicht ausweiten könne – auf kleine Speisen etwa, auf größere Trinkrunden. Und jedes Mal erzählt man von den vorherigen Wohltätern…
Vielleicht sind da echte Geldbesitzer drunter, meint sie. Besitzer von echtem Geld, sie meint, von richtig vielem Geld– und was die alles für den nächsten Gast oder gleich für die nächsten zehn übernehmen könnten.
Was für eine Serie von Überraschungen bei den jeweils nächsten, von Ungläubigkeit, vonBegreifen, von Erleuchtung, man könne das auch selbst tun. Mit Kleinstbeträgen, Kleinbeträgen. Und größeren…
Und alles freiwillig.

Aber vielleicht klappt sowas, wie dieser kleine Anfang mit dem Cappuccino eben nur an einem solch magischen Ort. In Jerusalem. Obwohl -  Jerusalem soll ja auch ein Ausgangsort für interessante Anregungen zum Teilen und Mit-Teilen seit 2000 Jahren sein.



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
20. Juni 2017