Bald nun ist's…

     

…nein, nicht Weihnachtszeit, sondern für viele von uns eine noch bessere Zeit, weil der größte planbare Dis-Stress eben wegfällt: Weihnachten. Stattdessen Sommerwochenenden, Ferien, Urlaub. In neun Tagen beginnen die Schulferien und das steckt auch die an, die bleiben und weiterarbeiten. Bückens, unsere Nachbarn, sind sowieso voller Unverständnis, wieso man im Sommer von hier wegreist, „wo es doch dann hier am schönsten ist." Ich habe mich während meiner Sommer-Ferienreisen immer über Bückens geärgert. Weil sie so recht haben. Nein, hatten. Diesmal ärgere ich mich nicht über sie: Wir bleiben auch hier und ich brauche nicht unter die Neider zu gehen.
„Im nächsten Leben würde ich versuchen,
mehr Fehler zu machen."
Das schreibt Jorge Luis Borges und ich werde schon in diesem Leben den Fehler machen, nicht in die Ferien woandershin zu fahren. Denn das sagt die Gesundheitswissenschaft: Tapetenwechsel, Klimawechsel – das sei gesund, anderes ein Fehler. Also mach ich jetzt Fehler. Zumal ich sonst oft und weit reise und immer nur die Daheim beneide.

Jorge L.Borges schreibt weiter für sein nächstes Leben:

 

„Ich würde nicht so perfekt sein wollen,
ich würde mich mehr entspannen,
ich wäre ein bißchen verrückter, als ich es gewesen bin,
ich würde nicht so gesund leben…"
Das mache ich alles jetzt schon: Ich erfülle nicht das Klischee, in die Sonne zu fliegen (weil sie schon hier ist). Ich lerne ent-spannen zuhause und nicht im Stress des Fitness-Studios. Ich bin so verrückt zuhause, wie ich es außerhalb nie sein kann (auch die Nacht zum Tage machen). Ich genieße mehr Genußmittel als gesund sind – heimische Biere, heimische Schweine auf dem Grill, Ratzeputz, Heidegeist. Hinten im Garten wächst sekündlich eine Tabakpflanze…(Tabak, kein anderes Kraut, lieber Polizeiposten in Ebstorf).
Ach, ich könnte heute noch den Totenschädel jenes Mannes streicheln, der den Urlaub erfunden hat…Aber wieso „Mann". Es war sicher eine Frau, denn die würde ich lieber streicheIn. Last but not least: Sprachlich hat der Urlaub seine Wurzel im e r- l a u b e n. Früher erlaubte der Chef den Urlaub, der heute Gesetz ist. Urlaub müssen wir uns also selbst erlauben. Hoffentlich können  Sie es auch – wohin Sie auch immer jetzt reisen müssen.




Den Autor erreichen Sie unter:

Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
18. Juni 2013