…zeigen hiermit an… |
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Jetzt war ich in der Anzeigenabteilung mit dem einzigen Ziel, mit dem jeder Mensch eine Zeitung oder eine Polizeidienststelle betritt: Etwas anzuzeigen. In Polizeistellen meldet man sich nur, um Trauriges anzuzeigen, etwas Verschwundenes, Gestohlenes, Beschädigtes, Verletztes, Getötetes. In den Anzeigenabteilungen einer Zeitung mischt sich das: Trauriges (Todesanzeigen), Erfreuliches (Geburten, Hochzeiten) und Umsatzhoffnungsvolles (Kauf – und Dienstleistungsangebote oder -gesuche). Ich wollte in die Anzeigenabteilung, um Freude mitzuteilen. Öffentlich. Es ging um Heirat und das derzeit auswärtige junge Paar bat mich als Eingeborenen, die Anzeige aufzugeben. „Das geht nicht,“ wurde ich von Frau Hofmann freundlich beschieden.“Sie können nicht für Ihre Kinder eine Anzeige aufgeben.“ „Aber Sie kennen mich doch,“ ich fühlte mich ungläubig . Es seien doch meine Tochter und mein Schwiegersohn…Es ginge trotzdem nicht. Ich könne natürlich gerne hier und jetzt zwar den Text einreichen und sie, Frau Hofmann, würde mich bei der typographischen Gestaltung gern beraten, aber vor einem Druck brauche es die Einwilligungserklärung des jungen Paares. Der Grund: Viele Eltern hätten sich schon bestimmte Heiraten, bestimmte Schwiegerkinder gewünscht, aber die Kinderchen selbst zauderten noch, zögerten, zweifelten. Da haben manche Eltern nachgeholfen –indem sie einfach die Heirat für die Kinder bekanntgaben. |
„Nein!“ entfuhr es mir, entsetzt über diese Art der Einflussnahme durch Erpressung: „Doch,“ sagte Frau Hofmann geduldig, weil ich „Nein!“ gesagt hatte. Ich sagte, sie könne sofort mit Friederike oder Cornelius sprechen (das sei das Brautpaar, in dessen Auftrag ich hier hocke). „Das geht auch nicht. Da wurde auch geschummelt von Eltern und Großeltern. Nur schriftlich…“ sie schaute mitfühlend, die Frau Hofmann, „so sind die Zeiten nun heute. Überall Kontrolle.“ Jetzt dämmerte mir eine alte Geschichte aus weniger strenger Anzeigen - Zeit und ich begriff Frau Hofmanns Strenge. Kollege Peter von der anderen Seite (Medizin) war, nein, ist immer noch, Gynäkologe und als solcher bekam er mal ein gewisses Angebot von einer in ihn verliebten Patientin. Das lehnte er freundlich ab und mußte es arg büssen. Denn nachdem in der Frau etwas gestorben war, ging sie zur „Hannoverschen Allgemeinen“ und setzte die Todesanzeige ihres bisher behandelnden Arztes rein. Ziemlich groß: Name, Prof. Dr. Peter usw. Dürers betende Hände drüber, darunter „in tiefer Trauer“ und dann ihr Name.“ Kollege Peter war am übernächsten Tag noch beim Frühstück, als seine Oberschwester entsetzt anrief und dann „Gott sei Dank!“ schrie, obwohl sie aus der Kirche ausgetreten war, als sie Peters Stimme hörte. Ja, sowas gabs öfter und eben auch mit Heiratsanzeigen, schloß Frau Hofmann das Thema und schob mir die Formate samt Preislisten rüber, denn aussuchen durfte ich schon alles. Und bezahlen auch. Nur gedruckt wurde erst, wenn… |
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18. Mai 2010
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