Ein Heiratsantrag

     

Skandale ziehen mehr als Geschichten von Gutmenschen? Das ist wohl auch wissenschaftlich erwiesen, sonst würde auf der Jounalistenhochschule in Berlin nicht ein (sehr prominenter) Dozent empfohlen haben, dass eine Zeitung nur dann erfolgreich sei, wenn sie die Regel der drei „T`s“ einhalte: TTT. Titten, Tote und Tiere sollten jede Zeitung garantiert unter`s Volk bringen helfen. Na ja, Gastdozent war dieser Promi allerdings nur, kein ständiger. 
Eine Geschichtensorte jedoch hat denselben Rang wie Skandale oder  TTT-Geschichten: Eine liebevolle Sorte. Liebesgeschichten. Als ein seelischer Türöffner stellt sich immer wieder das Thema heraus: „Wie  haben Sie und Ihr Mann (oder Sie und Ihre Frau) sich eigentlich kennengelernt?“Hier ist eine solche. Sie ist erzkonventionell, was die Männer angeht. Dafür aber ist die Geschichte aber von HighTech umgeben:
Er - jung, ledig, Facharzt für Männersachen, gute Karriere schon hinter sich und mehr davon vor sich - schwimmt nicht nur gerne wie unsereins oben sondern unten. Er ist leidenschaftlicher Hobby-Taucher und in der Gegenrichtungauch Pilot. Tauchen tut er zusammen mit anderen Männern, die mit elektronisch garnierten Taucherausrüstungen gen Erdmitte schwimmen. Ältere und jüngere Männer. Ein älterer Mittaucher  hat sie, eine begehrenswerte Tochter. Der Jüngere taucht ab in die Verlorenheit erster Verliebtheit, verloren, weil die Angebetete gar nichts davon weiß.

 

Er ist Sicherheitsfanatiker offenbar: Er will garantiertenErfolg und überlegt, wie er an den Alten dieser Jungen herankommt. Denn Heirats-Erfolg hat man noch lange nicht automatisch, wenn ein Mädchen einen liebt (meine Erfahrung mit manchen Eltern mancher vorehelicher Angebeteter).
Unser Mann also nimmt während eines gemeinsamen Tauchgangs mit dem Vater in die Tiefe der Gewässer ein Täfelchen hervor (ich nehme an, ein elektronisch beleuchtetes mit elektronischem Schreibstift, denn akustischen Verkehr haben sie nicht da unten, diese Hobby-Taucher). Er schreibt in großen Buchstaben: Darf ich deine Tochter heiraten? – und hält die Buchstaben dem Alten vor die Taucherbrille…
Das war`s schon. Sie sind heutzutage 5 Jahre verheiratet und turteln (meine Beobachtung) wie sonst nur ganz Jungverheiratete oder einige (wenige), die über 40 Jahre jungverheiratet sind…
Das Erzkonventionelle war -ach, was sag ich: das Patriarchale war, daß die künftige Braut und Ehegattin erst nach dem Auftauchen der Beiden von ihrem Glück erfuhr. Es läßt sich nicht immer verbergen, was wir dauernd verbergen müssen in diesen Zeiten: Das Restchen Patriarchale in uns…




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
18. Februar 2014