Erinnerungen an heute
Hans-Helmut Decker-Voigts Kolumne erscheint alle zwei Wochen in der Uelzer Allgemeinen Zeitung. Hier an dieser Stelle wird es ein- oder zweimal im Monat eine neue Veröffentlichung geben.
Erotik auf Tanzfesten

Sie gehen mit der Oktobersonne den Gang aller Dinge: Tanzvergnügen im Freien. Zum Abschied eine Tanzvergnügungsgeschichte aus älterer Zeit:
Es ist eine erotische Geschichte aus der Zeit der Großeltern, die heute Goldene oder Diamantene oder Eiserne Hochzeit feiern. Als diese Tanzvergnügen besuchten, gab es keine Antibabypille, dafür furchtbar viel mehr Ängste vor Babys. Die Geschichte gehört meinem Freund Heiner vom Burgunderhof, einem Weingut in Hagnau am Bodensee. Er erzählt sie nur auserwählten Gästen über 16 (früher 18, ganz früher 21).
Heiners Tante, das Hannele, wuchs wie er im schönen alten und sittlich altmodischen Hagnau am Bodensee auf und wollte, als sie 16 wurde, endlich auch auf ein Tanzvergnügen.
"Du kannscht noch nicht zum Tanze gange - Du bist noch viel zu jung", sagte die Mutter vom Hannele, Heiners Großtante. Die Tanzerei ist viel zu gefährlich."
Wieso denn gfährlich? fragt das Hannele, 16 Jahre alt und wird umgehend aufgeklärt von ihrer Mutter, Heiners Großtante.
"Da kummt einer und will mit Dir tanze.
Dann druckt er sich an dich nah, goht mit Dir rnaus, lauft mit Dir durch den Park und plötzlich liegschtt du unte - und denn hant wir die Schand` im Haus!




Drum wärs mir lieber du bliebscht dahom!"
Heiners Tante Hannele war wohl mit 16 schon so, wie der Heiner heute ist: Charmant, hartnäckig und durchsetzungsfähig. Das Hannele wies auf ihre Cousine, die Resel, hin, die erst 15 sei und schon einige Male Tanzen war.

Aber auch die Eltern der Generation von Heiners Tante Hannele gaben irgendwann mal nach. Sonst wären wir ja alle nicht gezeugt und geboren. Das Hannele durfte zum Tanz, auch weil es versprach, genau auf sich aufzupassen. Ganz genau. "Mama, du kannscht dich auf mich verlassen."
Schon in der Nacht wartete auf das Hannele eine verängstigte Mutter.
"Hannele, wie wars?"
Mama, erzählte das Hannele, genau, wie Du`sch gsagt hast. Zuerst hat er mich zum Tanz aufgefordert. Dann hat er sich an mich nahdruckt, dann ist er mit mir naus, dann isch er mit mir durch den Park habe sie an sich gedrückt. Alles, wie du gsagt hast. Aber dann! Unten gelegen - ischt er. So - und jetzt ham die die Schand im Haus!
Weil ich genau aufpasst hab!







(17. Oktober 2006)

Den Autor erreichen Sie unter: Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de