Ein Verhältnis...

     

wort ist z.B. in dem Satzteil „Von meiner Oma bei Schnupfen empfohlen…“ das Wörtchen “Von“. Das ist ein Verhältniswort, vornehmer: Eine Präposition. Die sagt wörtlich nichts über Omas Schnupfenmittel aus, sondern heißt nur „Vorangestelltes“…
Etwas total falsch Vorangestelltes las ich in einem Schaufenster. Eine Gefährdung deutscher Sprachkultur! Ich bat Frau Heitmann-Leon  mit mir herauszukommen und in ihr eigenes Schaufenster zu schauen. Frau Heitmann-Leon ist meine Chefapothekerin, also eine Studierte, von der ich dachte, dass sie über Verbrechen der Sprache ebenso stolpert wie ich. Denn ein Riesenplakat im Schaufenster warb so:

„Von gereizter Sonnenhaut empfohlen“ – dann kam die Chemie, die man auftragen soll, um weniger geröstet zu werden auf dem größten Grill der Erde. Erst verstand sie mich nicht. Wieso, was denn falsch sei? Ich fragte, welche gereizte Sonnenhaut denn, bitte schön, etwas empfehlen könne? Da sei die Präposition auf dem Plakat falsch, da müsse entweder eine Kundin oder ein Kunde mit schon angesengter Haut  und Namen und Photo hin. Die könnten etwas empfehlen. Oder aber: Das „Von“ wird ausgetauscht durch ein“Für“, das ginge auch. Für gereizte Sonnenhaut empfohlen…
 

(der Name dessen, was  empfohlen wird und die Pharmazie-Firma tut hier - noch - nichts zur Sache).

Meine Leib- und Magenapothekerin (sie ist mitsamt ihren Mitarbeiterinnen, die allesamt ähnlich wie sie ausgezeichnet deutsch sprechen)  für weit mehr meiner Organe zuständig - stimmte mir zu. Grammatikalisch  sei das nicht korrekt. Ich hatte mich nicht in ihr geirrt und seufzte auf. Dann hielt sie mir, sie ist schließlich eine gründlich Studierte, einen Kurzvortrag auf der Straße vor dem irreführenden Plakattext über Werbesprache. Die beabsichtige solche Fehler.
Nein! sagte ich. Doch, sagte sie. Ich fragte zurück, ob es sie gebe, die Werbung „Von gereizten Nerven empfohlen:…?“ Oder „Von quälenden Hämorrhoiden empfohlen…?Oder „Sommerallergien empfehlen…?“

Nein, sagte sie, sowas nicht und stimmte mir zu, dass solche Werbungssprache sehr fraglich ist. Schon wegen vieler Deutsch lernender Kinder aus Deutschland und anderen Ländern. Sie gab mir für den Beginn der nötigen Reform deutscher Werbungssprache die Adresse der Pharma-Firma, der ich diese Kolumne schicken werde.



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
16. August 2016