Evas Hühner

     

Eva ist meine Schwägerin geworden, obwohl sie echte Bayerin ist. Und Bayern und wir – na ja. Johannes, mein Schwager, als er sie heiratete, wußte natürlich früher, daß Eva Fähigkeiten besitzt, die sie auf Dauer auch im skeptischen Welfenland willkommener Gast sein lassen.
Und jetzt erst Eva als Hühnerhalterin! Da sticht sie selbst einige nordostniedersächsische Profis aus. Denn sie hält ihre Hühner (Zwerghühner, deutsche, na ja, Herr Drögemüller, ich weiß, irgendwie kommen die Viecher alle wohl aus Asien) – sie hält die Viecher in der Großstadt München!
Wie beliebt nun Eva ist, zeigt sich daran, daß ihr Hahn und ihre Hühner, so klein sie sind, die gleiche Dezibelstärke in die Umgebung krähen, wie die Allenbosteler und anderen Kreisuelzener Viecher. Die wiederum krähen ja nicht nur zum Idylle-fördernden frühmorgendlichen Wecken, sondern befinden sich im dauerhaften Krähwettbewerb, der sich wie eine Klangdecke über das Dorf legt und den Romantiker aufwachen und glückliche Momente erleben läßt. Das Schicksal von Glücksmomenten ist immer nur leider, daß das Glück nicht anhält, wenn es immer ist, kräht.
Jetzt stellen Sie sich vor: Der Hahn von Eva und im nachfolgenden Getöse auch seine kleinen Weiber setzen ihre Stimmwerkzeuge (enorm enger Glottis-Schlag, also hohe und höchste Frequenzen) nicht nur zum Wecken am Morgen ein

 

und bekanntlich auch an den Morgenden des Ausschlaf-Wochenendes – nein, sie geben lauteste Laute von sich immer dann, wenn – die Glocken in der Nachbarschaft läuten.

Erinnern Sie sich? Eva und ihre Hühnerfamilie lebt in München und das ist katholisch und Katholiken sind wesentlich glockenfreundlicher als gegen die Glocken. Gegen Glocken protestieren (auch hier in der Heide) meist Protestanten. Deshalb heißen sie ja so.
Natürlich gab es anfangs Probleme mit den Nachbarn. Die regten sich nicht über das in katholischen Gegenden den ganzen Tag begleitende Glockengeläut auf, wohl aber über das begleitende und nachhaltig andauernde Gekrähe aus Evas Garten.
Sie tat, was man  als Beamter nicht darf, weder aktiv noch passiv. Eva bestach und besticht die Nachbarn. Erstens mit ihrem bayerischen Charme. Zweitens mit ihren Eiern. Direkte Nachbarn, auch die übernächsten, auch die überübernächsten kaufen keine Eier mehr. Nach und nach beschwerten sich auch welche von gegenüber und übergegenüber – und kriegen jetzt Eier, die ihnen den Mund stopfen,
Als Christine und ich kürzlich zu Besuch waren, gab es nur noch knapp eine Eierspeise für uns. Von Evas Hühnern.




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
12. Februar 2013