Der Mensch kann sich totlachen, auch ohne die Ziege, die die mit Salz bestreute Fußsohle eines Todeskandidaten bis zu seinem Exitus leckte. Das war eine nicht erst im 30 jährigen Krieg bekanntgewordene Foltermethode.
Der Mensch kann bekanntlich seine Gegenüber und noch so wichtige Themen tot reden – aber er kann sich nicht tot singen. Nicht mal in der Advents-und Weihnachtszeit, wenn außer unseren Chören auch schüchterne Mitbürger und Familienmitglieder sich zum natürlichsten Musikinstrument entschließen, unserer Singstimme. Und mitsummen, mitbrummen, wenn es um Öffnungen von Adventskalenderngeht, um offenes Singen in den Kirchen, Köstern, unter dörflichen Laternen oder lebendigen Adventstüren.
Im Gegenteil. Singen, in welcher Hoch – oder Niedrigform auch immer, ist gesund. Einige Informationen aus der Wissenschaft vom Menschen (Anthropologie) : Singen ist immer ein emotionales Ventil, in der Advents-und Weihnachtszeit ein Ventil für Sehnsucht nach Wärme, nach Kindsein, nach Kindheit, nach Geborgenheit, nach Spirituellem. Singen, natürlich nur ein freiwilliges, motiviertes Singen, bedeutet die Flexibilisierung unserer Gefühlsäußerungen und damit ein Gegenteil vom angehaltenen Atem bei Angst oder vom Aufeinander-Pressen unserer Gebisses bei Ärger oder dem Lippenpressen bei Trauer. Apropos Trauer und Trauerarbeit als zugehörigem Gegenteil von Schwangerschaft und Geburt nicht nur des Christkindes: Gerade bei den vielen Sterbenden und Verstorbenen im November und überhaupt der eben nicht nur meteorologisch verdunkelnden Jahreszeit wird Singen heute bei Beerdigungen wegen der Angst vor Gefühlsüberflutung oft vermieden oder wir lassen singen (vom Band). |
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Aber die Blockierung der Gefühle schädigt und nachweislich mehr als Singen.
Nicht erst der populäre Kinofilm „Wie im Himmel“ öffnete Laien und ahnungslosen Sing-Profis die Ohren, sondern auch den Neurobiologen die Augen und Tomographen, die im Gehirn gemessen haben, daß eben dieses Hirn am Stimmklang innerhalb 150 Millisekunden entschlüsseln kann, welche emotionale Verfassung der Sänger wie sein Zuhörer haben
Die Vereinigung der „Singenden Krankenhäuser“, welche national wie international wächst, ist keine nur kulturelle, keine nur spirituelle, keine nur gruppendynamische Vereinigung singender ÄrztInnen und RaumpflegerInnen, Therapeuten und Pfleger, Schwester und vor allem ihrer Patienten – sondern eine sichere positive Steuerung der Körperchemie von Singenden wie Hörenden. Der Ärztliche Direktor der Psychiatrie des Klinikums Lüneburg geht deswegen auch mit der Gitarre zu seinen Patienten und - singt mit ihnen.
Nehmen wir Advents-und Weihnachtszeit nicht nur als Saison unseres Singens, sondern als geschenkte Basis für mehr Singen im näherrückenden neuen Jahr.
Tipp: Auch Joggen soll noch gesünder sein, wenn das Aus-Atmen mit hörbaren Geräuschen oder gar bequemen Tönen geschieht („Rückkopplungseffekt aufgrund spiegelneuronaler Aktivität“). in uns klingt es so langweilig im Fachdeutsch).
Der Mensch kann durch mehr Tönen nur gesünder werden. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit, nein, auch …immer. Totsingen geht nicht. |