Beamtengeschenke

     

Es ist seit meiner Verbeamtung eine Dauerbeschäftigung: Was darf ich, darf sich ein Beamter schenken lassen…ohne in den Verdacht der Korruption zu geraten? Aus früheren Zeiten hatte ich ein amtliches Rundschreiben meines Dienstherrn in blasser Erinnerung. 16 Deutsche Mark (o.ä.).
Diese Grenze hatte ich gutachterlich feststellen lassen müssen, weil ich nach der Organisation eines Kongresses von einer argentinischen  Kollegin das Horn eines Rindes (auch aus Argentinien, das Horn blasbar mit Naturtönen in B) als Dank überreicht bekommen hatte. Ich wollte es gern behalten. Aber was war es wert?
Hierzulande, gutachtete damals ein Musikalienhändler, koste solch Horn weit über 150-200 Mark, aber ich sollte fürs Finanzamt bei der Kollegin nachfragen, was sie bezahlt habe, möglichst mit Quittung. Meine Post nach Argentinien erhielt betretene Antwort von dort: Solch Hörner kosten auf dem Dorfmarkt 2 bis 3 Mark, mit Lederband (verziert) ab 5 Mark.
Ich reichte die Korrespondenz amtlich ein, beruhigte die Kollegin, welche fürchtete, das mich das billige Mitbringsel nachträglich gekränkt habe. Seitdem blase ich das Vieh-Teil heute noch zur Begrüßung von Gästen, die das würdigen können (4 Töne, aber eben aus Argentinien).

Anders mit einem mahagoniähnlichen Holzkasten, in dem eine Spieluhr und auf dem eine fragile Chinesin

 

zwei ziemlich robuste Tanzschritte ewig wiederholt. Das war ein Dank für einen Vortrag über Musikpsychologie (mit Klavierbeispielen) in Taipeh auf Taiwan.
Au ha! Das sei richtig was wert, sagte ein Kenner, als er den Kasten bei mir sah und ich ihn fragte von wegen Behaltendürfen. Er schüttelte den Kopf. Selbst wenn man chinesische Dumping-Preise zugrunde lege: Das Holz sei Rosenholz und die Spieluhr feinmotorische Einzelarbeit. Mein Hinweis, ich hätte dort ehrenamtlich geredet und gespielt brachte auch nichts. Der Kasten wanderte in ein öffentliches Instrumentenmuseum.
Mein Kenner mußte es wissen. Der Herr kam nämlich vom Finanzamt zu einer Betriebsprüfung zu mir und tröstete mich damit, daß alle Politiker auch die Geschenke in ein Magazin weitergeben müssen. Ich erinnerte ihn an unseren Landesvater a.D. Gerhard Schröder. Der habe von Putin damals im Dezember einen Mahagonikasten mit Weihnachtsbaumkugeln bekommen und die hätten bei Schröders Heiligabend privat gebaumelt.
Grenzwertig, meinte mein Finanzamtsbeamter. Das fiele wohl als Privatbesuch im Privathaus unter persönlichem Freundschaftsgeschenk.

PS: Dem freundlichen Finanzbeamten (2 Kinder) durfte ich was schenken, nachdem wir uns über Erziehungsfragen ausgetauscht hatten. Mein letztes Buch. (Taschenbuch, nur 4, 80).



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
11. August 2009