Wir hätten gewinnen können…

     

…wenn doch Jogi Löw etwas mehr vom Zusammenhang zwischen Musik und Fußball, überhaupt zwischen Musik und Mannschaftssport, gewusst hätte. Im Ernst: Ich lese im Newsletter eines Fachverbandes von einer Untersuchung, die das Max Planck–Institut für Bildungsforschung zum Thema „Fußballer-Hirne im Gleichklang“ veröffentlichte, was einige große Zeitungen gleich auf die Wissenschaftsseite übernahmen. Nur – welcher Trainer oder Spieler liest je Informationen aus der Wissenschaft?
Im Ernst: Das Experiment ließ unter den sauberen Bedingungen, die für die Forschungen des Max-Planck-Instituts berühmt sind, Fußballer spielen, die synchronisierte Musik hörten. D.h. sie hörten zeitgleich dieselbe Musik, die bekanntlich immer schon die Hirne der Hörenden synchronisiert. Siehe klassischer Tanz, siehe Marschmusik.
Der Erfolg war sonnenklar, besonders beim Musikhören während des Kickens über Ohrflöhe: Die einzelnen Spieler gaben den Ball schneller ab und es waren immer mehr Spieler an einer Passkette beteiligt. Es gab keinen einzigen  verloren vor sich hinspielenden Einsamen, wie wir sie in unserer Elf in der Vorrunde sehen mussten und weshalb sie nun Russland verlassen musste, bevor es richtig zur Sache ging.

 

Nun ist natürlich entscheidend, was den Spielern bei den Experimenten in die Ohren schwang und von dort in die Beine: Es war sicher keine Kuschel-Musik, keine für Meditation oder Hypnose, wo auch längst mit Musik gearbeitet wird. Solche trophotrope  (=beruhigende) Musik mit geringer Dezibelstärke (Lautstärke), verlangsamt den Kreislauf, der Hautwiderstand gibt nach, die Herzrhythmen, die Atmung  und verschiedene chemische Kreisläufe im Körper werden runtergefahren.Ein solchermassen beschallte Fußball-Elf  würde es sich in der Kabine gemütlich machen wollen statt auf dem Spielfeld zu stürmen. Also muss es gegenteilige Musik sein, eine, die vitalisiert. Eine, die alles was wir so an Kreisläufen in uns haben, hochfährt. Eine Musik, die Adrenalin produziert und über den Sympathikus aufregt. Natürlich auf angenehme, motivierende Weise. Ergotrope Musik heißt diese (von ergeein, griech,= aktivieren). Mit der können wir Menschen uns und andere tüchtig aufstellen. Voller Lust zum Mitmachen, zum Loslegen.
Nein, nach dem Max-Planck-Experiment werden wir jetzt nur in Turniere mit Mannschaften gehen, deren elf Hirne durch Musik synchronisiert sind. Und die gegen eine Mannschaft spielen, deren Hirne es nicht sind.

Wir hätten gewinnen können…Na, nächstes Mal!



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
10. Juli 2018