Nicht um Haaresbreite wäre der erste Eindruck der Braut bei den künftigen Schwiegereltern daneben geraten. Sondern um Fußesbreite.
Er hatte seine Traumfrau , „die wirklich eine ist, Mama, und sie wird meine Frau werden, Papa “, gefunden. Und nun bei seinen Eltern eingeladen. Fertig-Pizza, Rotwein, hinterher Eis aus der Tiefkühltruhe. „Nichts Kompliziertes. Einfach und lieber gute Begegnung als langes Kochen.“
Und wie wurde begegnet: Lebhaft, sympathisch, über Gott und die Welt wurde gesprochen! Das Mädchen würde guten Einfluss auf den Sorgensohn nehmen. Auch wenn die mögliche Schwiegermutter (das zu werden, hoffte sie beim ersten Anblick der Freundin ihres Sohnes) die Pizza doch nicht bestellt, sondern handbelegt hatte mit allerlei Kostbarem. Pilze, frischen Schinkenstreifen. Der Salat mit gerösteten Brotkrumen. „Alles ganz einfach, Mama, nichts Exotisches…sie ist Sozialpädagogin, ein Sprachgenie, Migrantenbegleitung, keine Köchin, nicht mal als Hobby.“
Die hoffentlich bald Neue in der Familie zeigte sich so sympathisch, dass die Eltern des Sohnes gar nicht schnell genug hoffen konnten, dass es diesmal klappe. Der Sohn musste doch Wertvolles in sich haben, dass sie ihn wollte. Und mit der dann auch Enkelchen…! |
|
Besonders der Vater des Jungen war hin und weg, obwohl er bisher immer der Skeptische war. Schon weil ihn ab und an die eigene Wahl reute. „Meine Frau ist nun mal kühl und vornehm gestrickt“ sagte er selten genug zu Freunden. Aber merkbar. Er sagte nie zu seiner Frau, was er eigentlich von ihr und mit ihr ersehne. Das entzückende Mädchen fand er schon deshalb entzückend, weil es unter dem Tisch zeitweise zärtlich seinen Fuß an seiner Wade gerieben hatte, während es oberhalb des Tisches ihren Freund anstrahlte, um zu zeigen, wie toll seine Eltern, sein Zuhause seien.
Aber das mit dem zärtlichen Fußeln an falscher Wade kam erst heraus, als sich nach dem Abend das Mädchen bei dem Jungen beschwerte, warum er nicht unter dem Tisch geantwortet habe. “Wieso geantwortet?“ hatte der Junge rückgefragt. Als sie begriff, dass sie die ältere Männerwade gestreichelt hatte, wollte sie den Eltern von ihm nicht mehr unter die Augen.
Es brauchte Aufklärung, aber danach klappte es doch mit der Trauung. Und einem Schwiegervater, der sich zu gern an den Irrtum erinnerte. Denn seine Frau, mit der er 35 Jahre verheiratet war, war lernfähig und fußelte mit ihm auf der Hochzeit. |