Mitgefühl mit Zaki

     

Ich bin einer der Fans von Zaki, unserem regionaleigenen Zeitungs-Wetterfrosch, der etwas vereinigt, was die verschiedenen Wetterfrösche in meinem längeren Leben kaum zeigten: Ein originelles Profil und Sachkompetenz. Aber im Gegensatz zu sonstigen Fans gegenüber ihren Idolen, die ja bekanntlich idealisiert, verherrlicht bzw. verfraulicht werden, weil sie ja alles können (sollen), was wir Fans nicht können, habe ich auch Mitgefühl mit Zaki. Heute litt ich wieder mit ihm.

Da kündigt er für heute an, daß die Sonne leider wieder nicht durch den grauen Beton der Wolken dringen werde – und die Sonne widerspricht ihm und strahlt von 14:15 bis 14:45, um sich dann wieder keusch zu verschleiern. Aber durch den Schleier wirkt sie im verschüchterten Strahlen ebenso stark wie eine wunderschöne Dame noch schöner wirkt, wenn sie nicht ganz zu sehen ist.

 

Noch schlimmerer Irrtum: Zaki und alle seine Kollegen in allen Medien warnen uns kürzlich fürsorglich wie tagelang vor jenem Blizzard, der unserem Winter eigentlich die Krone großen Dramas aufgesetzt hätte. Dann kam die Zeit, in der er geboren werden sollte, der Blizzard, mit atemraubenden Windstärken, mit Schneehosen und Böen…und wir lauschten wir auf den sich tatsächlich verstärkenden Wind. Wir kontrollierten sämtliche Ritzen und Löcher auf der angekündigten Windseite, wir deckten ab und schlossen ein, umwickelten und verdrahteten und beteten für die alt
 

gewordenen Rieseneichen, unter denen allein in unserer Straße die Häuser von Horn, von Hahn, von der Alten Schule gefährdet sein würden – und gingen der erwarteten Naturgewalt mit jener Prise neugieriger Gespanntheit und dem aus den Kino-Tornado-Filmen nun in unsere Heide verschlagenen Lust am Grausen entgegen. Aber der Berg der meteorologischen Ankündigungen gebar nur ein Mäuschen, der Blizzard verkam zu kleinen Böen.

Hach, tut mir so was Leid für Zaki. Denn wer hat davor nicht Sorge: Sich in der beruflichen Kompetenz zu vertun, zu irren? Das befürchten wir alle, aber den meisten von uns blühen die Irrtümer, die falschen Einschätzungen im Geheimen, im Verheimlichten. Nur die Zaki`s dieser Welt – deren irrtümlichen Einschätzungen kriegt jeder mit. Und wundert sich nicht nur, wenn Schönwetter zu Schlechtwetter wird, sondern wundert sich auch, wenn statt Befürchtetem unverhofft Harmloses kommt.

„Jetzt ist richtig Sonne,“ sagte Tante Ulrike und sie sagte es im Vorwurfston, wie wenn ich früher New York nach Indien verlegt hatte (Tante Ulrike unterrichtete mich in Erdkunde).

Wetterfrösche sind mutige Menschen, weil sie einkalkulieren, sich öffentlich irren zu können in der Vorhersage des Handelns der Götter des Wetters.

Dies Wissen, dass Irrtum zum Wissen gehört – meint Marc Aurel. der gekrönte Römer, der trotzdem zum Weisen erklärt wurde – führt zur Weisheit mehr als Wissen.




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
9. Februar 2010