Ich war zum Gedenken an die (Ein-) Weihe des Klosters Medingen im Weihegottesdienst. Zum ersten Mal. Somit gedachte ich nicht nur der Weihe des Klosters, sondern auch meiner Weihe als neuer Weihegottesdienstbesucher.
Ich sammelte in den altehrwürdigen Mauern Erwartetes und Überraschendes. Erwartetes: Die Würde und Andacht. Die Orgelmusik tat, was sie soll: Sie –erhob. Zwar nicht die Personen vom weißen Holzgestühl, aber deren Seelendynamik Richtung Himmel. Entsprechend himmlisch-engelhaft auch das Weiß in den feinst durchbrochenen Festgewändern von einziehender Äbtissin mit Altäbtissin, Priorin, Kappellanin, Konventualinnen, davon eine ganz neu (heißt sie Novize?). Überraschend inmitten der Würde: Das unbefangen-freudige Lächeln, das die Äbtissin beim ordens – und Insigniengeschmückten Einzug freigebig unter der Haube hier und dorthin sandte, wo sie Vertraute entdeckte – und es gab offenbar nur solche.
Würdig: ja, Erhebend: Ja - aber eben mit heiterer Linienführung bis durch den goldenen Krummstab hindurch und in die letzte Ordensschleife hinein.
Wenn das eine Weihe, ein Weih-Gedenkgottesdienst ist – dann geh ich nur noch zu sowas. Wir haben schließlich immerhin mehrere Heideklöster, so dass eine Klosterkammer zur Pflege des Besitzes nötig wurde.
Absolut neue Zeiten in Klöstern: |
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Wer war schon auf kirschroten Lippenstift in manchem feinen Gesicht vorbereitet, das unter den Festtags-Hauben hervorlächelten?
Die Überraschungen jagten sich mitten im verlässlich-stimmigen Ritual von Begrüßung, Lesungen, Predigt und den verbindenden Gesängen: Wo gibt es solch nicht nur sangesfreudige Gemeinde (über die verfügt jedes Fußballstadion), sondern eine, die auch sangesfähig ist. Jedenfalls des Landrats Stimme beherrschte Vibrato, das semiprofessionell wirkte und auch des (Samtgemeinde-)Bürgermeisters Organ lobte deutlich Gott und dessen hier im Kloster jedenfalls vorwiegend weibliche Repräsentanten (ich war beteiligt am bürgermeisterlichen Lobgesang, indem ich ihm Christines Gesangbuch auslieh. Wie ohnehin in solch Stimmung der Mensch ja nur aus Güte und Freundlichkeit besteht).
Dann die Predigt von der frisch zur Pflege des geistlichen Lebens in den Heideklöstern berufenen jungen Römerin, einer jugendlich-klugen Pastorin mit dem Namen des Reiches, welches Christentum zur Staatsreligion erhob: Ja, ja, die Römer. Sie zitierte Kindermund, der eine Kirche als Büro des lieben Gottes sah…Ach wäre das eine Welt, wenn umgekehrt die Büros auch nur die Spur der Schönheit von z.B. der Klosterkirche Medingen und die Gott-und- Weltoffenheit des klösterlichen Konvents spüren ließen. Nur eins war peinlich: Ich hatte meinen Spendenschein nackt und netto in der Hose, während die Menschen vor und hinter mir vor Vergleich schützende Briefumschläge nutzten.
Nächstes Mal. |