Pastors Kind…

     

…und Müllers Vieh gedeihen selten oder nie…
Aber wenn er das schon selbst öffentlich in einem Gottesdienst erzählt, unser Pastor, dann kann das auch in der Zeitung stehen:
Es war ein Gottesdienst, der die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter einer Gemeinde würdigen sollte. Unser Pastor würdigte alles, was nah und auch von fern annähernd würdigenswert ist. Also auch die, die das Gemeindeblättchen machen. Dies sei ein Teamprodukt. Von Vater (Pastor) und Tochter (17 Jahre).
Nun sollte man meinen, die Autoritäts – oder mindestens inhaltliche Kompetenzfrage sei redaktionell einigermaßen geklärt: Vater Chefredakteur, Tochter stellv. Chefredakteurin, mindestens aber doch Ressortchefin. Jedoch bei Pastor und Pastors Kind heutzutage laufe das anders - hörte die Gemeinde mit Anteilnahme. Wenn der jungen Dame z.B. ein Beitrag unbedingt wichtig sei, ihm aber nicht - oder aber ein anderer Beitrag ihr nicht so wesentlich erscheine wie ihm– dann passiere es durchaus, dass die Entscheidungen oft so gefällt werden: „Dann mach das eben allein, Papa – aber ohne mich…“  und weg ist sie, die Redakteurin. Aber sie kommt meist nicht weit. Denn Chefredakteure brauchen nun mal Redakteurinnen. Sonst wären sie ja nicht Chef…

 

Aus folgendem erziehungswissenschaftlichen Grund ist die Geschichte, wie die Wissenschaft sagt, wenn etwas enorm wichtig ist, „hoch signifikant“: Der Elternteil ist (meistens) erwachsen, das Kind um 17 herum meistens `komplex`. Früher nannte man das „schwieriges Alter“ oder brutal „Pubertät“. Heute sprechen wir von „mehrpolar strukturiertem Altersbereich“. Aber wo, bitte schön, hat man schon gehört, dass die natürlichen Reibungsflächen von Eltern mit Kindern in der kreativen redaktionellen Zusammenarbeit bei einem Gemeindeblatt kanalisiert werden? Das ist vorbildlich! Die, die das betrifft, sollten nachdenken, wo wir unsere Kinder im „mehrpolarstrukturierten Alter“ als Ehrenamtler einsetzen. Dann nämlich werden die sonst üblichen Kämpfe zwischen Normalpubertierenden und uns erwachsenen Spätpubertierenden kreativ ausgefochten und es kommt was dabei raus: ein Gemeindeblatt z.B.
Und dafür wird der junge Mensch mit Recht öffentlich gewürdigt und bedankt. Ach, Pubertät! Kann die doch heute anders sein! Und Pastors Kind wird sicher gut gedeihn…zumal wenn dieses Kind demnächst Abi macht. Aber was dann, Herr Pastor?




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
07. Juli 2015