Ich liebe Bälle," sagte Alexander, "besonders
Standortbälle!" und die Augenbrauen seiner Zuhörer
heben sich. Skeptisch.
"Bälle", doziert Alexander (er ist Lehrer durch
und durch)"die Kultur der Bälle wird mangels Tänzern
immer weniger und Hamburg z.B. ballt die übriggebliebenen
Bällchen zu wenigen größeren Bällen zusammen.
Die Säle von Atlantic, CCH und Vier Jahreszeiten werden
umsatzträchtiger an private Empfänge vermietet. Der
Tanzsaal wird zum Steh - oder Standsaal!" Alexander wechselt
von der Klage ins Schwärmen: Das Gegenteil von solchem
Standsaal ist unser Standortball, weil der eben steht. Wie ein
Findling in der Ellendorfer Schnuckenherde.
Dies Jahr wird er wieder "richtig" gefeiert. Letztes
Jahr falsch, nämlich in Uelzen wegen Standort-Umbau. So
fehlten die beiden Pfiffe eines Standortballs. Standort und
Uniformen. Letztere musste man suchen im Heuhaufen ziviler Textilien
am Nicht-Standort
Weswegen mag Alexander nun den Standortball? Er, eher Pazifist,
liebt Uniformen, weil seine Frauen sie lieben, die angetraute
Geliebte, die Töchter. Ist der heimlich, winzige Rest hohenzollern`scher-preußischer
Sehnsüchte nach dem Menschen, der erst beim Soldaten beginnt,
gar nicht so winzig und darf in der Vorfreude auf einen Standortball
einmal weniger heimlich geäußert werden? Zumal die
Blauen der Bundespolizei erleichternderweise keine preußische
Militärideologie zur Schau tragen, keine militärischen
Funktionstitel (ein Polizeidirektor lädt ein, kein Oberst,
was er früher war). Der Bürger in Uniform wird zur
Schau getragen.
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Ist es also die nur noch harmlos-fröhliche Verführung
des Uniformträgers, durch den ein Ball erst Standortball
wird? Nach dem Lied:
"Wenn die Soldaten durch die Stadt marschieren,
öffnen die Mädchen die Fenster und die Türen,
ja warum, ja darum
Nein, erstens kann Alexander die Uniformträger unserer
Bundespolizei nur in ihren Mannschaftswagen fahren sehen, nie
marschieren. Zweitens geht das Lied ja so weiter:
"Ei nur weg`n des Tschingdarassa,
Tschingdarassa , Bum
"
Diese Gastgeber sind noch welche: Sie mieten keine Bands, sie
lassen Kameraden aufspielen und so einen kleinen Rest von Preußens
Gloria, Karl Heinz Böhm und Romy Schneider und damit wehmütige
Erinnerung an die Video-Kindheit der Kinder oder gar das Habsburger
Familienkino in der eigenen Kindheit auferstehen. Die Gastgeber
räumen die Hainberger Räume um , schmücken die
Wände. Ihre Fahrbereitschaft dient nicht Gorleben- oder
NPD-Fronteinsätzen, sondern dem Heimtransport fragmentiert
blauer Gäste dieser blauen Engel der Bundespolizei. Die
Köche hieven die Alltagsversorgung auf das Niveau von Festspeisen
und die Garderoben werden zu Zivil- statt Uniformträgern.
Nur - leider - wird keine Polonaise mehr getanzt. Zu ähnlich
dem Marschieren?
Alexander liebt den Standortball. Wegen des Tschingdarassa-
tschingdarassa-bum, das ihm über das Vegetativum in die
Beine und die nötige Gehhilfe fährt und über
die Erinnerungen in die Seele.
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