Von Maschinenbau und Wolfsjagd

     

Es platzte mir fast der Kragen, als ich Prof. Vlado Gogliareden hörte.
Über den kroatischen Umgang mit dem Wolf . Gogliaist ein prominenter Professor für Maschinenbau an der ehrwürdigen kroatischen Universität in Zagreb und wir lernten ihn jetzt kennen über seine Frau.  Diesespricht als Übersetzerin ein Deutsch, womit sie – meint Christine, Deutschlehrerin i.R.,an anspruchsvollen deutschen Schulen exzellenten Unterricht geben könnte. Und doch geht es hier um Vlado Goglia und nicht mal seine Professur, sondern um ihn als Jäger. Jagd, Wald, Forst kennt er, weil seine Forschung speziell dem Maschinenbau für die Forstwirtschaftgilt. Und dem Professor (bescheiden, zurückhaltend) platzte zwar nicht der Kragen, aber seiner temperamentvollen Frau, als wir über das Thema Wolf in Deutschland und besonders der Heideregion redeten
Mir platzte er, weil der Wolf sich in Kroatien auch vermehrte. Und auch dorfnah, bürgernah Tiere riss. Auf 30 Wölfe – Professoren messen genau – kommen 450 gerissene Tiere pro Jahr. Und wer zahlt den Schaden? Und der muss gezahlt werden, hoch sogar, sehr hoch. Wer zahlt? Die Jagdverbände, sagt Goglia freundlich.
Wie? Was? Wer zahlt den Schaden, die Jäger? Ungläubigkeit hält sicheren, ruhig geäußerten Informationen nicht lange stand: Es ist so, dass das zuständige Ministerium mit den Jagdverbänden in Kroatien jeweils aktuell feststellt, ob der – wie bei uns – geschützte Wolf weiterhin in den Regionen Kroatiens die Quoten erfüllt, die dem Wolf und seinen menschlichen Schützern garantiert werden. Übersteigt die Zahl der Wölfe diese Quote – und Goglia und seine Mitjäger zählen genau, der Staat auch  - dann werden die überschüssigen Tiere zum Abschuss freigegeben.

 

Wird diese Zahl der zum Abschuss freigegebenen Wölfe nicht abgeschossen und die Tiere richten Schaden an – dann muss der Jagdverband zahlen.

Der Hintergrund dieser Regelung: Es gab nicht nur Wölfe in Kroatien, die Tiere rissen. Sie machten sich an Menschen ran – und da rissen die Menschen die Reißleine und regelten den Lebensraum und die Höhe der Population der Wölfe. In Kroatien. Nicht hier.
Ich hatte einen Traum: Wie ein Bus, Luxusbus, sich bei uns in Bewegung nach Kroatien setzt, voll mit leidenschaftlichen Wolfsschützern ebenso wie mit engagierten Jagdverbandsvertretern sowie ausreichender Menge von Vertretern des Ministerium für Umweltschutz. Letztere sollten allerdings ausreichende  Intelligenzquotienten nachweisen, um sich  über die Quotenregelung zugunsten der Verträglichkeit zwischen Mensch und Wolf zu informieren.
Und um Prof. Goglia, seinen Jagdverbänden und dem kroatischen Minister die hannoversche Erfindung des „Wolfsmobils“, dem Krankenwagen für verletzte Wölfe, plausibel zu erklären.
Mir gelang es nicht. Sogar Prof. Goglia verlor ganz kurz seine freundliche Zurückhaltung, als er vom Wolfsmobil hörte.
Und schüttelte den Kopf.
Über die Deutschen. Nein, da beruhigte ich ihn. Die Bayern handhaben das Wolfsthema doch einen Kick anders als wir in Niedersachsen. Unter der Hand natürlich, aber mit heimlicher Duldung von oben, wenn der Kick ein Klick ist. Am Abzug.

Wenn der Wolf zu nahe kommt.



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
06. Juni 2017