Erinnerungen an heute
Hans-Helmut Decker-Voigts Kolumne erscheint alle zwei Wochen in der Uelzer Allgemeinen Zeitung. Hier an dieser Stelle wird es ein- oder zweimal im Monat eine neue Veröffentlichung geben.
Alexander und die Wahl

Nein, nicht mein mir nächster Nachbar Alexander. Ich meine Alexander den Großen und was er uns zur Wahl am kommenden Sonntag zu sagen hat. Eigentlich schon sein Erzieher hat ihm das gesagt:
Eine Wahl ist wie ein Wettkampf. Darin geben diejenigen , die sich aufstellen lassen, ihren Gegnern eine große, unalltägliche Chance: Die Chance, sein Bestes zu zeigen.
Als Alexander zur Schule ging hatten wir das 4. Jahrhundert vor Chr. und Frauen gab es in der Öffentlichkeit nicht. Heutzutage dürfen wir endlich auch mit den Frauen im Wettkampf des Wahlkampfs als Kandidaten rechnen und deshalb heißt es am kommenden Sonntag auch: Der Gegnerin die Chance geben, ihr Bestes zu zeigen.
Der Kampf besteht dann darin, wer unter denen, die ihr Bestes zeigen, der Bessere ist. In der politischen Aussage, im vielversprechenden Versprechen, zu dem auch der Eindruck gehört, wer am glaubwürdigsten ist und ein vielversprechendes Versprechen nach der Wahl auch hält.


Dem Gegner die Chance geben, sein oder ihr Bestes zu geben: Das heißt in gewisser Weise, Diener des Gegners zu sein. Dem Gegner zu etwas Wichtigem zu dienen. Das heißt weiter, dass der Bessere von den Besten nach der Wahl seinem Unterlegenen oder ihrem Unterlegenen etwas zu danken hat.
Stellen wir uns vor, unsere heimischen und einheimischen Kandidaten machen etwas total anderes nach der Wahl, das die Promis in Landtags-und Bundestagswahl noch nie hatten: Sie zahlen in den Dankesanzeigen nach der Wahl für die Wähler eine Zeile mehr Anzeigentext und da lesen wir dann: "…und ein Danke meinem Gegner für die Chance, dass ich mein Bestes zeigen konnte, das besser war als seines."
Oder so ähnlich.
Das Ganze dient dann dazu, dass die Besseren unter den Besten der Stadt Bestes geben, dem Kreis, dem Ort, dem Flecken, dem Dorf sein Bestes geben. Oder ihr Bestes.



(05. September 2006)

Den Autor erreichen Sie unter: Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de