Von Feuerwehr und anderen Träumen

     

Irgendeine Hoch-Zeit ist immer irgendwo. Im Jahresablauf häufen sich im Sommer die Bilder in unserer Zeitung von hohen Zeiten unserer Feuerwehrmänner und inzwischen längst-frauen: Ehrungen, Verabschiedungen, Beförderungen…
Ich hörte das TatüTata der Feuerwehr in meiner Kindheit nur von Ferne. Aber dank eines Bilderbuches und später einer Feuerwehr, die auf den Küchenkacheln mit echten rutschfesten Gummireifen fuhr und deren ausfahrbare Leiter bis an den Rocksaum von Großmutter reichte. Die spielte mit, wenn ich Brände unten löschte. Sie stieß oben aus ihrem Munde zum Feuer unten zugehörige Zischlaute von sich, drehte auch den einzigen Wasserhahn auf und zu und auf. Ich wollte auch das mal werden. Feuerwehrmann. Auch Landstallmeister und Pastor. Am besten alles zusammen.
Es verlief anders, aber die Feuerwehr bannt mich bis heute. Unter diesem Bann entdeckte ich Material, wie früher Feuerwehren überflüssig gemacht werden sollten. Indem es gar nichtmehr brannte.
Im „letzten deutschen Zauberbuch“ mit dem Titel „Gegen Viehpest und Feuersnoth“ von 1849 lese ich das Rezept gegen Feuersnoth:

„Nimm ein schwarz Huhn aus dem Nest, schneide ihm den Hals ab, wirf es auf die Erde, schneide ihm den Magen aus dem Leib, thue nichts daraus,
 

danach siehe, dass du ein Stück aus einem Hemde bekommest, da ein Mägdelein, die noch eine reine Jungfrau sei, ihre Zeit innen hat. Nimm davon eines Tellers breit, diese zwei Stück wickle zusammen und gieb wohl Achtung, dass du ein Ey bekommest, das am grünen Donnerstag gelegt worden ist.Diese 3 Stücke wickle zusammen mit Wachs. Danach tue es in achtmäßig Häflein, decke es zu und vergrabe es unter deine Hausschwelle, mit Gottes Hülf, wenn es schon vor oder hinter deiner Behausung brenne, so kann das Feuer dir und deinen Kindern keinen Schaden thun.Es ist mit Gottes Kraft auch ganz gewißlich und wahrhaftig.“
Es brannte trotzdem weiter. Gott sei Dank. Sonst hätten wir heute kein verlässliches Feuerbekämpfungssystem. Das alte Rezept galt übrigens noch in der Zeit, in der ein Abt, der Georg Ebell in Loccum, eine Idee hatte und sie dem zweiten wichtigen Georg im Lande vortrug: dem Herzog. Zusammen gründeten sie die Feuerversicherung. Das alte Logo leuchtet noch an manchen alten Häusermauern: das weiße Pferd, der Hannoveraner, auf rotem, metallenen Grund.

Heute löscht sie nicht nur, die Feuerwehr. Sie stellt in manchen Dörfern unsere letzten Kulturveranstaltungen und Zusammenkünfte auf ihre flinken Beine. Und zaubert deshalb wieder – wenn auch anders als in jenem Zauberbuch gegen Feuer.



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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
04. Juli 2017