Der Absturz des Christan Wulff

     

Das war ein Doku-Drama bei SAT1 letzte Woche! Ein Drama um unseren früheren Landesvater und ebenfalls früheren Bundesvater! Und das Drama dauert an…
 Ich schreibe nicht über das Drama, ich schreibe anläßlich des Dramas: Wieder einmal begreife ich, daß von der Geschichtsschreibung diejenigen Personen erinnerungswürdiger sind, mit denen Drama, Skandal, Tragik verbunden war und wird. Sie sind be-merkenswerter, merk-würdiger als diejenigen Personen, bei denen die Geschichte skandallose, undramatische Unauffälligkeit, kurz: Seriösität mit nur blasser Erinnerung quittiert. Oder was wird später bei den Namen Scheel (na ja, der Gelbe Wagen vielleicht) erinnert? Oder bei Herzog, bei Gauck (na, bei ihm vielleicht der Pastor mit DDR-Geschichte oder er wird noch mit über 750 Euro Zeche eingeladen).
König Ludwig der II.von Bayern wurde wegen seiner dunklen Depressionen und himmelblau bestrahlten Schlösserbauten, wegen seiner Affenliebe zu Wagner und der hoffnungslosen zu Cousine Sissy und wegen seines ungeklärten Selbmords unsterblich. Seine Vorgänger? Nobodys. Oder die braven Kaiser vor unserem allerletzten, Wilhelm II.? Dessen unterschiedlich langen Arme und seine Sehn-Sucht nach Krieg, die er sich mit jenem Krieg, der den erstmaligen Rang „Weltkrieg“ erhielt, erfüllte – erfüllte das

 

Kriterium der Merkbarkeit. Solche Kaiser oder die selbst ernannten wie Napoleon oder die grausamen wie König Herodes – die behalten wir.

Und ein Zweites lerne ich im Drama des Christian Wulff: Unser Zeitalter kann ab jetzt offenbar auf jegliche Distanz verzichten, die früher zur geschichtlichen Sicht auf jemanden Voraussetzung war. Das Doku-Drama um den doch noch eben gerade Bundesvater gewesenen Christian Wulff wird durch die heutigen Medien verfilmt und als Geschichte zeitgleich zur Geschichte gesendet, die sich doch gerade eben noch als Schicht im Gericht ereignet, um dann später Geschichte zu werden.
Ich nahm schon ungern Abschied von diesem jugendlichen Landesvater – unabhängig von dessen Parteizugehörigkeit. Dann nahm ich Abschied von der  Jugendlichkeit, die sich mit dem Bundesvater auf die Dauer wenig zu vertragen schien.
Noch ungerner nehme ich Abschied davon, daß man der Geschichte gar keine Zeit mehr läßt, Geschichte zu werden. Mit gewachsenen Schichten. Eines Tages werden High-Tech und unsere Medien schon die Auferstehung eines Menschen nach seinem Tode zu senden in der Lage sein, während dieser noch auf Erden stirbt.




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
04. März 2014