Christel, Christines Cousine in Thüringen, lebt mit ihnen.
Hinckes in Oetzfelde auch. Etliche andere ebenfalls, die auf
sich halten. Und auf gutes Fleisch. Sie alle leben mit ihnen.
Und natürlich auch von ihnen. Mit und von Galloways.
Hier geht es um ihre Musikerziehung. Nicht von Christel und
Hinckes, sondern deren Galloways. Es sind dies jene Viecher,
die eine Art eingewanderter Aristokratie unter den Rindviechern
darstellen. Etwa was die Hugenotten für unsere Vorfahren
waren. Nur dass die wegen ihres edlen religiösen Glaubens
und die Galloways wegen ihres edlen Fleisches aus- und bei uns
einwandern mussten.
Braun ist der Galloways wuscheliges-kuscheliges Fell. Ihre Augen
würden den Maler Chagall entzücken, der sich noch
mit Kuhaugen begnügen musste, um die Schönheit der
Liebe zu symbolisieren. Und ruhig sind Galloways, eben die edle
Zurückhaltung der Edlen. Manchmal zu ruhig. Z.B. für
Christel in Thüringen.
Denn Christel wollte mit ihren edlen Rindviechern auf die Landestierschau
in Thüringen. Vielleicht auch mal wieder auf den Thaer-Platz
in Uelzen. Und dort würde es Musik geben. Laute Musik.
Wie bei unseren Hengstparaden oder Schützenfesten. Keine
Landestierschau ohne. Nur - Christels Galloways leben auf einer
der einsamsten Höhen Thüringens. Und hatten alles
für ihre edle Existenz. Nur keine Musikbildung.
Ganz anders bei Hinckes Galloways und denen hinter den Kurven
vor Melbeck. Die sind Autos jede Menge zwischen Uelzen und Lüneburg
gewohnt. Und Autos bedeuten: Jede Menge Krach und Geräusch,
die bekanntlich mit Musik verbunden. Außerdem sind Autos
immer auch fahrende mobile Musikanlagen.
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Viel Musik aus offenen Fenstern mit allen Stilen und vor allem
dröhnender hoher Dezibel lernen die hiesigen Galloways
von selbst. Die Flachland-Galloways sind musikgebildet. Christels
Berg-Galloways haben keine Ahnung von Lärmkunst. Christel
fütterte ihre Landestierschau preisverdächtigen Viecher
bisher ohne dabei laut zu singen. Oder gar zu schmettern. Dazu
wäre Christel auch zu fragil: Füttern und Arien. Nicht
mal von einer Musikanlage ließ sich Christel mit ihren
Tieren beschallen. Vornehme Ruhe. Aber eben das würde ihre
Tiere musikgebildet haben.
Christel begriff: Um ihre Galloways an Musik zu gewöhnen,
brauchte es Übung. Sie lud das Dorf ein, auf die hohe Weide
zu kommen. Und sie kamen. Mit Gesang, mit mobilen Musikanlagen,
mit Hallo und Trara und vielem Klatschen. Eben wie auf einer
Landestierschau oder Hengstparade. Für ihre Aufgabe als
Galloway-Trainer kriegten die Leute aus dem Dorf Brötchen.
Und zu trinken. Aber während es sich die Menschen gut gehen
ließen, waren die Tiere verstört. Immerhin wurden
sie im Laufe des Trainings-Festes etwas ruhiger. Christel lud
ihre Horde Freunde nochmals ein. Zweites Training. Und da wurden
sie schon schneller ruhiger. Ich mache es kurz: Christel will
gar nicht mehr auf Landestierschauen. Weder in Thüringen
noch in Uelzen. Nicht weil sie keinen Erfolg hatte. Im Gegenteil:
Lauter erste Preise und Prämien! Und ihre Viecher waren
zur Musik und dem Applaus der Menschen auch nicht einfach nur
reingelaufen auf die Präsentationsflächen. Nein, geschritten
sein sollen sie. Sentenzenweise fast im Takt. Aber - fand Christel
- es war alles viel zu aufregend. Für ihre Galloways. Und
für sie wohl auch.
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