Flughafen-Krimi

     

Jetzt kommen sie wieder so langsam zurück – unsere Urlauber, die sich am Sommer oder seinen Schulferienzeiten orientieren können oder müssen. Ankunft und Rückkehr speziell an den Flughäfen ist von einem Phänomen begleitet, dessen Brisanz mich zum Krimi reizen würde, hier reicht es nur exklusiv für die AZ:
Ich stehe am Bagagge – Claim, wie meistens mit vielen Menschen, die in 1. und 2. und 3. Reihe nach ihrem Gepäck ausspähen. Ich auch. Mein Koffer (ein altgewordener Rimowa aus schwerem Leichtmetall, so einer wie ihn schon Antoine St. Exupery als Postflieger benutzte) kommt sogar bald, ich drängele mich durch, greife danach - und dann höre ich sie, die Stimme einer älteren Dame: „Hallo, junger Mann, das ist meiner!“
Entschuldigung, gemeinsame Feststellung, dass auch die ältere Dame älteres, nein, auch altes Rimowa-Gepäck hat („Geschenk zu unserer Hochzeit vor 45 Jahren“). Meinen Irrtum kann ich zeitnah beweisen, weil ein netter Mensch zwischenzeitlich meinen alten Rinowa entdeckte und anrollte. „Der hier?“ Ja, oh, vielen Dank.

Jetzt der Krimi: Wenn die alte, sorry: ältere Dame nicht aufgepasst hätte, wäre ich mit deren Koffer unbehelligt, unkontrolliert– in die Heide gefahren und erst dort beim Auspacken in Allenbostel dasselbe entdeckt, was die alte Dame auch zuhause entdeckt hätte:
 

Der Inhalt gehört einer vom anderen Geschlecht. Eben das war mir schon mal passiert und die sehr bunte Gebrauchtwäsche einer Unbekannten und anderes für mich nicht Interessante ließ mich dann die Fluggesellschaft anrufen, die netterweise schon mein Gepäck von der Unbekannten (mit Dienst-Laptop, teure Büchern, Bose-Lautsprecher, Diktaphon) abgeholt hatte. Schneller Tausch. Aber was hätte ich gemacht, wenn der fremde Koffer voller Geld oder seltenster Antiquitäten gewesen wäre? Natürlich geht man dann zur Polizei, natürlich, klar, warum fragen Sie?Sowie die unbekannte Dame, die meine teuren Sachen rückmeldete.
Merken Sie`s? Für alles Mögliche (und sicherheitstechnisch Verstehbare) werden wir auf Flughäfen kontrolliert. Aber nicht, mit wessen Gepäckstück wir frohgemut und den Liebsten entgegeneilend von der Gepäckausgabe Richtung Ausgang (Nichtverzollbares) wegstreben.
Im Krimi wäre das so: Täter (Vielflieger) packt sein Normal-Gepäck mit Tünnef voll, äugt bei Gepäckausgabe wertvolles Gepäck aus, greift danach und haut ab mit sicher Wertvollerem. (Was mich immer wundert beim Erzählen: Warum wirkt bei uns „älter“ jünger als „alt“? „Alt, Älter, Älteste“ ist unser aller Karriere, wie die der Dinge schlechthin, auch Gepäck.




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Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
01. September 2015