…in den April schicken…

     

…in den April schicken…
Er hat in der Gegenwart keine große Attraktivität mehr und in der Zukunft kaum eine Chance des Überlebens: Der 1. April und der Spaß, jemanden zum Narren zu halten. Dazu wetteifern zu viele Comedians, zu viele hochbezahlte Gag-Produzenten in TVund Youtube, um den Spaß zu überbieten, der unsere Gesellschaft längst zur Spaßgesellschaft profilierte.
Ich denke eher wehmütig an den Narren, zu dem diese Zeitung uns als Leserschaft machte, als z.B. zur Zeit des früheren Chefredakteurs Gunter Beuershausen am 1. April ein Photo erschien: Der neue kleine weiße Dampfer auf dem Hardausee, der künftig seine Runden drehen würde mit kleiner Gastronomieund kleiner Erinnerung an die weiße Flotte auf der Hamburger Alster. Damals strömten etliche zum Hardausee – und erinnerten sich: 1. April…ach ja.
Nein, sowas zieht kaum mehr. Also ziehen wir kurz zurück - in die Geschichte des 1. April zurück und siehe, da gibt’s Neues für die, die keine 1. April-Spezialisten sind: Denn der 1. April wird als Geburtstag oder Todestag dieses Bösewichts Judas Ischariot genannt, eben der, an den wir in der Passionszeit zwangsläufig denken, wenn wir an die Kreuzigung Jesu denken. Und der Zusammenhang zum Spaßen am 1. April?

 

Ein regulärer Brauch wurde es erst nach dem 30 jährigen Krieg und Spaß, Scherz, Streiche sollten das Unheil des Krieges wie wohl auch früheres Unheil wie die Kreuzigung Jesu und andere Kreuze der Menschheit vertreiben helfen.

Jedenfalls schickten damals die Herren ihre Knechte, die Meister ihre Lehrlinge, die Lehrer ihre Schüler „in den April“ mit der Absicht, in den Alltag Spaß zu bringen, als dieser kaum welchen aufwies. Leichtes als Ausgleich zum Schweren, Scherz als Gegengewicht zum Unerträglichen. Bei „wirklich guten Leichen“ wird auch nach dem Friedhof viel gelacht nach dem Weinen vorher und später.
Klar, daß die egalisierenden Zeiten die Dinge umdrehten und die Schüler die Lehrer, die Lehrlinge den Meister in den April schickten und mancher Streich eher versteckte Rache war für die sonst alltägliche Übermacht – s. Heinrich Spoerls „Feuerzangenbowle“. Aber solche 1. April-Lust schwindet. Am letzten – 2013 – schickte ein lustiger Freund unsere Freundin, die auch seine war, auf einer Autofahrt wegen seiner beginnenden Kopfschmerzen in eine Apotheke und bat sie „Ibidum“ für ihn zu besorgen. Die Apotheker kannten das Mittel schon und lachten sie vergnügt an, aber mit der Liebe zwischen den Beiden war es für Stunden vorbei. Wegen des Medikaments I(ch) bi(n) dum(m). Vielleicht aber klappt's bei uns heute irgendwie mit dem Schicken in den April….




Den Autor erreichen Sie unter:

Prof.Dr.Decker-Voigt@t-online.de

 
01. April 2014