Alles ist im Wandel. Und immer. Auch die Methoden der Partnervermittlung.
Natürlich denken wir bei "Vermittlung" an jene
Seiten mit "Kontaktanzeigen" (in dieser Zeitung sinnvollerweise
gegenüber den Traueranzeigen). Oder an die gehobeneren
Annoncen der auch im Wandel befindlichen modernen Heiratsinstitute
("Digital gesteuerte Partnerfindung"). Oder an kirchliche
Partnerschaftsvermittlungen ("Ökumenischer Christ
sucht Christin, gern auch russisch-oder griechisch orthodox").
Oder an die Heiratsvermittlerin im Musical "Anatevka",
die ein liebevolles Klischee der uralten Institution jüdischer
Heiratsvermittler ist.
Wir in der Ostheide gehen die allerneuesten Wege: Moderne Enkelkinder
suchen für moderne Großeltern neue Lebenspartner.
"Oma schucht einen Mann", liest Christine auf einem
gefalteten Zettel mit grüner Filzstifttinte, den sie im
Tochgraben bei uns am Ende eines verendeten Luftballons fand."Adresse:
bitte umschlagen". Christine schlug um und las den Versuch
einer Adresse, geschrieben, wie Kinder hören. Mitsamt Hausnummer.
Zuhause analysieren weiter, mit Erfolg: Das Dorf, in dem jene
Oma lebt, trägt einen phonetisch unverwechselbaren Namen.
Wir haben es gefunden, kennen die Straße. Mitsamt Hausnummer.
Was sagt uns diese Enkelsuche nach einem Mann für Oma?
Erstens: Keine Rede von "sucht einen Ehemann".
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Nur Mann. Offen bleibt, ob dem für Oma suchenden Kind
ein Ehemann vorschwebt. Oder der Oma selbst.
Oder nur ein Freund, für Einzelausflüge, für
ganze Wochenende? Oder gleich aufs und fürs Ganze? Vielleicht
sucht das Kind einen Mann als Überraschung für Oma?
Zum Geburtstag? Oder zu Weihnachten. Der Zettel ist nicht naßgeregnet
oder verschmiert, also aktuell. Bis Weihnachten wären noch
mehr als 5 Monate Verlobungszeit. Oder eine andere Form von
warming up. Vielleicht gibt's auch einen Opa neben Oma, aber
einen langweiligen und Oma sucht einen zweiten, einen Ersatzmann?
Flotte Dreier waren schon in den Abkanzelungspredigten der Reformatoren
Thema. Letzte Möglichkeit schließe ich aber aus.
Von wegen Ostheide-Moral. Wie alt mag eine Oma sein, deren Enkelkind
in ca. die 2. Klasse geht? Laß Omas Tochter 30 sein sowie
die Oma (damals früher heiratend) 25 bei ihrer Mutterschaft
- dann wäre die Oma jetzt um 55. Genau wie Christine. Ich
zucke ein bisschen bei der Vorstellung, ich wär nicht mehr,
Christine dafür Witwe und auf Suche nach- -. Aber wir haben
(noch) keine Enkel.
Wie auch immer: Ich fördere diese neue Art intergenerativer
Partnervermittlung in tradierten oder offenen Formen und stehe
mit meiner Adresse gerne für die an einer Oma im Westkreis
Interessierte(n) zur Verfügung.
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